Mit Luftballons hießen die SchülerInnen der Neuen Mittelschule Mattersburg Unterrichtsministerin Claudia Schmied willkommen. Am Montag hatten 480.000 SchülerInnen in Ostösterreich ihren ersten Schultag nach den Ferien. Schmied feierte eine Art Jubiläum. Mit dem Schulbeginn in dieser Woche werden an den Hauptschulen, die 2008/09 mit der Neuen Mittelschule (NMS) begonnen haben, erstmals alle vier Jahrgänge in dieser Schulform geführt.
Vor drei Jahren, als alles begonnen hatte, war Schmied schon einmal in Mattersburg zu Besuch. Drei Jahre später steht beim Eingang der Schule zwar immer noch "Hauptschule", das soll sich aber bald ändern. Spätestens 2015 soll die Neue Mittelschule die Hauptschulen ersetzen.
Aus Hauptschule wird Neue Mittelschule
"Wir wollen, dass ab 2015 die Neue Mittelschule zur Regelschule wird", erklärte die Ministerin in Mattersburg. "Ziel ist es dann, bis zum Jahr 2015/16, zumindest alle Hauptschulstandorte in Österreich auf Neue Mittelschule umgestellt zu haben", so die Ministerin.
Die Überführung der Neuen Mittelschule ins Regelschulsystem bezeichnete Schmied als "epochales Vorhaben". Zuletzt sei dies vor 50 Jahren mit der Polytechnischen Schule erfolgt. Die Thematik verhandelt Schmied mit ÖVP-Bildungssprecher Werner Amon. Sie betonte, dass sie mit ihm ein gutes Gesprächsklima habe. Schmied hofft, dass man vor Weihnachten noch entsprechende Regierungsvorlagen schafft, damit die Beschlussfassung vor dem Sommer 2012 gelingen kann. Die Budgetierung der Umstellung sei im Bundesfinanzrahmengesetz bereits sichergestellt.
Mehr Gymnasien als Neue Mittelschulen
Was die Zukunft der Gymnasien betrifft, hat Schmied mit dem Koalitionspartner ÖVP jedenfalls zu kämpfen. Die Unterrichtsministerin würde auch gerne die Unterstufen der Gymnasien auf die gemeinsame Schule der Zehn- bis 14-Jährigen umstellen. Sie lade auch die Gymnasien ein, Neue Mittelschulen zu werden. Sie konzentriere sich im Hinblick auf den Regierungspartner jeweils auf "das derzeit Machbare", fügte Schmied hinzu. Und dies sei der flächendeckende Ausbau der Neuen Mittelschule bezogen auf alle Hauptschulstandorte.
Dass es mit einer gesetzlichen Umstellung ins Regelschulsystem ein System geben werde, wo es drei verschiedene Schultypen gebe, dementierte Schmied. Die Umstellung erfolge spätestens zum letzten möglichen Termin 2015/16. Sie gehe aber davon aus, dass die Schulstandorte die Umstellung "sehr gerne" vornehmen würden.
Laut Studie hohe Zufriedenheit
Mit dem neuen Schuljahr gibt es 434 Neue-Mittelschule-Standorte in ganz Österreich. An 63 Prozent der Schulen gibt es eine Nachmittagsbetreuung. Eine vom Unterrichtsministerium in Auftrag gegebene Studie bestätigt in den Augen Schmieds den Erfolg des neuen Schulmodells. Das Institut für empirische Sozialforschung (IFES) hat eine Telefonumfrage unter 500 Eltern, deren Kinder eine Neue Mittelschule besuchen, durchgeführt. Gefragt wurde nach der Zufriedenheit mit dem Schultyp: "90 Prozent der Schüler und Schülerinnen gehen gerne in die Neue Mittelschule, 82 Prozent der Eltern finden den Leistungsanspruch an ihre Kinder angemessen gesetzt", fasste Schmied die Ergebnisse zusammen. Auch 75 Prozent der Eltern seien mit der Neuen Mittelschule zufrieden.
Doch nicht nur den flächendeckenden Ausbau der Neuen Mittelschule will Schmied im Herbst weiter vorantreiben. Daneben stehen die Konzeption der modularen Oberstufe, die Ausweitung der Nachmittagsbetreuung, die Reform der PädagogInnen-Ausbildung und die Verhandlungen über das neue LehrerInnendienstrecht an.
80.000 SchülerInnen werden getestet
Wichtigste Neuerung im Schuljahr 2011/2012 sind mit Sicherheit jedoch die Bildungsstandards. Rund 80.000 Schüler der achten Schulstufe (vierte Klasse AHS Unterstufe, Hauptschule und NMS) müssen dabei am 23. Mai ihre Kompetenzen im Fach Mathematik unter Beweis stellen, die Ergebnisse liegen Ende 2012 vor. Sie haben keinen Einfluss auf die Noten. Nur der Schüler selbst erfährt, wie er abgeschnitten hat. Der Lehrer bekommt das Gesamtergebnis seiner Klasse, die Schulleitung das ihrer Schule und die Schulverwaltung ein Bundesländer-Ergebnis.
Die Tests sollen Mängel aufzeigen, auf die dann etwa durch Änderungen bei der Lehrerbildung, der Lehrpläne, Bücher oder beim Stundenausmaß einzelner Fächer reagiert werden kann. (rwh, derStandard.at, 5.9.2011)