Toshiba liefert im Dezember den ersten Fernseher für brillenloses 3D

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LG setzt bei brillenlosem 3D auf Head-Tracking

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Auch Laptops profitieren von dieser Technologie

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Hat man 3D-Bilder auf einem aktuellen Fernseher gesehen, weiß man, dass das nicht die Zukunft sein kann. Einerseits stimmt für den Preis die Darstellungsqualität zumeist nicht und andererseits kommen unmittelbar Zweifel auf, ob man eine dieser benötigten Spezialbrillen regelmäßig zum Fernschauen tragen will. All diese Faktoren machen 3D zu einem Gimmick, das man vielleicht ab und an nutzt würde, aber nicht so richtig in seinen Medienkonsum einbinden möchte. Das Urteil des Marktes fällt bislang zumindest klar aus: 3D ist noch kein Kaufargument.

Nun, an der Bildqualität wird laufend gearbeitet, jetzt zeichnet sich schön langsam auch eine Lösung für das Brillenproblem ab. Auf der IFA in Berlin wurden die ersten serienreifen Produkte fernab von Kleindisplays für Handy oder Spielkonsole vorgestellt, die 3D-Genuss unkompliziert ermöglichen. Sogar Fernseher im Großformat sollen dreidimensionale Filme künftig ohne Spezialbrille darstellen können.

3D-Gaming und Co.

Nach Smartphones, Handheld-Spielkonsole und Kameradisplay werden zunächst vor allem Notebook-Käufer mit autostereoskopischen Displays für 3D-Games und den mobilen Blu-ray-Konsum umworben. Toshiba etwa bietet hier gegen Weihnachten das Qosimo F750 ab 1.500 Euro an. Naheliegend ist daher auch der Einsatz dieser Technologie in PC-Monitoren.

Lösungsansätze für neue Probleme

Wie man es vielleicht von Handhelds kennt, bergen autostereoskopische Screens Tücken, die den Sehkomfort einschränken. Um eine dreidimensionale Wahrnehmung erzeugen zu können, müssen durch einen vor das Panel gelegten Filter zwei unterschiedliche Bilder an jedes Auge abgelenkt werden, die im Gehirn dann zu einem räumlichen Bild zusammengesetzt werden. Das Problem: Dadurch muss der Betrachter einen ganz bestimmten Blickwinkel einhalten, in dem der Effekt zum Tragen kommt. Das macht das Ganze zu einer verkrampften Angelegenheit.

Um Bewegungsspielraum zu ermöglichen, bedienen sich die Hersteller derzeit vor allem zweier Techniken. Bei Notebook- und PC-Screens wird auf ein Head-Tracking-System gebaut. Dabei verfolgt eine Kamera die Kopfbewegungen und passt den Ablenkungswinkel der Betrachterperspektive an. Der Haken: Das funktioniert nur für einen Anwender.

Erster großer "Glasses Free 3D"-Fernseher

Will man mehr als eine Person an diesem Erlebnis teilhaben lassen, wird es komplizierter. Einfach formuliert geht es darum, die zwei unterschiedlichen Bilder in mehreren Betrachtungswinkeln abzustrahlen. Das erfordert zum einen komplexere Filtersysteme und zum anderen stehen die Ingenieure dann vor der Hürde, dass die mehrfache Aufspaltung des Bildes die Auflösung reduziert.

Auf der IFA stellte Toshiba eine Lösung vor, die brillenloses 3D für mehrere Seher und in gewohnter HD-Auflösung realisiere. Der ZL2 löst dafür mit der vierfachen Pixelzahl eines handelsüblichen Full-HD-Fernsehers auf. Das heißt in 2D können Inhalte sogar mit einer Auflösung von 3840 x 2160 Pixel dargestellt werden - eine Schärfe, die bislang hauptsächlich Fotos vorbehalten ist.

Komplex und teuer

Neben den mehrfachen Blickwinkeln (9 insgesamt) unterstützt zudem ein Head-Tracking-System für bis zu drei Personen gleichzeitig einen erweiterten Betrachtungsspielraum. Im kurzen Test auf der IFA konnte der ZL2 mit den extra dafür aufbereiteten Demovideos durchaus begeistern. Die Anforderungen des Massenmarktes kann diese Lösung, wenn sie im Dezember 2011 in den Handel kommt aber vor allem ob der hohen Kosten nicht erfüllen. Verlautbaren wollte der Hersteller es zwar nicht, doch hinter dem Vorhang wurde ein Anschaffungspreis von 8.000 bis 10.000 US-Dollar in den Raum gestellt - für 55 Zoll. Richtig schönes 3D ohne Brille mag daher für viele zwar noch länger ein Wunschtraum bleiben, es ist so zumindest aber in Sichtweite gerückt. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 6.9.2011)