Österreichs Reichweitenriese "Kronen Zeitung" gehört zu je 50 Prozent der WAZ-Gruppe und den Erben Hans Dichands, seiner Familie mit Frau Helga und den Kindern Michael, Johanna und Christoph, Chefredakteur und laut Dichands Herausgeber.

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Der "Kurier" gehört zu 50,6 Prozent Raiffeisen und zu 49,4 der WAZ. "Krone" und "Kurier" gehört der Verlagsriese Mediaprint mit Druckereien, Vertrieb und Hauszustellung.

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Die größte Gratistageszeitung "Heute" gehört laut Firmenbuch einem SP-Wien-nahen Steuerberater und einer Stiftung, geleitet vom Ex-Pressesprecher Werner Faymanns, Wolfgang Jansky. Jansky führt mit Christoph Dichands Frau Eva "Heute".

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"Österreich" gehört Stiftungen und Firmen der Familie von Herausgeber Wolfgang Fellner und Kleininvestoren. Institute wie Bank Austria und Raiffeisen gaben Kredite dafür.

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Grafik: Eigentümer und Beteiligungen der WAZ-Gruppe

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Wien - 500 Millionen Euro bietet 17-Prozent-Gesellschafterin Petra Grotkamp der Familie Brost für ihre 50 Prozent an der WAZ-Gruppe. Um den Deal zu finanzieren, könnte die Käuferin Geld für die ohnehin lästigen Beteiligungen in Österreich gut gebrauchen. DER STANDARD berichtete bereits von diesen Branchenerwartungen. Sie regen mannigfaltige Fantasien über die Zukunft des österreichischen Boulevards an.

Die Erben Hans Dichands, seine Frau Helga und die Kinder Michael, Johanna und Christoph könnten die 50 Prozent der WAZ an der "Krone" übernehmen. Schon Hans Dichand soll in den Wochen vor seinem Tod im Juni 2010 praktisch handelseins mit der WAZ gewesen sein; Sohn Christoph verhandelte weiter, bot den Deutschen aber mit 150, 160 Millionen bisher zu wenig. Die Schmerzgrenze der WAZ lag bisher bei rund 200 Millionen Euro.

Bei Bewertung mit 400 Millionen Euro wäre die "Krone" alleine fast so viel wert wie die halbe WAZ für die 500 Millionen.

Das "Bild" der "Krone"

Übernehmen die Dichands die "Krone", könnten sie zugleich versuchen, den ungeliebten, weniger potenten Partner "Kurier" aus der Mediaprint zu bringen. Über eine neue Mediaprint mit der marktführenden Gratiszeitung "Heute" wird spekuliert. Sie gehört einem Steuerberater und einer Stiftung, beide sehr SP-Wien-nahe. Die Geschäfte führt bei "Heute" neben dem früheren Pressesprecher Werner Faymanns, Wolfgang Jansky, Christoph Dichands Frau Eva.

Kartellrechtsexperte Norbert Gugerbauer sieht einen Zusammenschluss der beiden Boulevardriesen aber kartellrechtlich als "nicht machbar", weil in Wien mehr als marktbeherrschend.

In der Verlagsbranche kursieren aber auch Zweifel, ob Familie Dichand geschlossen für den Kauf wäre. Bisher bekommt die Familie garantierten Gewinn von rund zehn Millionen Euro pro Jahr, ob die Krone nun verdient oder nicht. Bei einem - etwa von Wiener Städtischer und Erster - finanzierten Kauf müsste sie Zinsen zahlen, geben Insider zu bedenken.

Auf den deutschen Verlagsriesen Springer ("Bild"), womöglich im Verbund mit dem Schweizer Ringier-Verlag ("Blick"), als potenziellen Käufer der "Krone" tippen auch heute Branchenkenner wie Fachverleger Hans-Jörgen Manstein, früher selbst bei der ""Krone. Springer wollte bisher nach STANDARD-Infos eine Mehrheit an der Krone. Die Dichands könnten sich auf eine Sperrminorität von 26 Prozent und den Herausgeberjob für Christoph Dichand zurückziehen.

Interesse an "Krone"-Anteilen wird stets auch Raiffeisenboss Christian Konrad nachgesagt. Die SPÖ sucht genau das - mit der Wiener Städtischen als Financier und SP-nahen Verlagen als potenzielle Anteilskäufer - zu verhindern. Für Kartellrechtler Gugerbauer stünden die vielen Medienbeteiligungen von Raiffeisen einem Krone-Einstieg entgegen.

Raiffeisen könnte sich vom 25,3-Prozent-Anteil des "Kurier" an der News-Gruppe trennen, wird spekuliert, und dass deren 19- Prozent-Gesellschafter Wolfgang Fellner "Gewehr bei Fuß" für einen Rückkauf dieser Anteile stünde. News-Mehrheitseigner Gruner+Jahr hätte da wohl mitzureden. Sollte die WAZ ihre "Krone"- und "Kurier"-Anteile verkaufen, wird "Österreich" als potenzieller Partner für den "Kurier" gehandelt. Raiffeisen zählt zu den Kreditgebern von Wolfgang Fellners Tageszeitung "Österreich".

Die Holding Raiffeisen Niederösterreich-Wien verneinte Montag Gespräche über einen WAZ-Ausstieg, "und wir rechnen auch nicht damit".

Es finden sich aber ebenso kundige Branchenkenner, die damit rechnen, dass die WAZ ihre Osteuropabeteiligungen weiter abverkauft, aber "Krone" und "Kurier" behält. Die Kaufverträge verhandelte 1987/88 Günter Grotkamp als Geschäftsführer mit, Petra Grotkamps Mann, der im Hintergrund weiter die Fäden zieht. 500 Millionen hätten die Grotkamps zum großen Teil parat. (fid, APA/DER STANDARD, Printausgabe, 6.9.2011)