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Am Montag wurde das erste von vier beweglichen Wehrsegmenten in das Flusskraftwerk Salzburg-Lehen eingehoben. Die Stahlwehr ist 16 Meter breit, fünf Meter hoch und wiegt 42 Tonnen.

Foto: APA/Gindl

Salzburg - Das Flusskraftwerk Sohlstufe Lehen - mitten im Stadtgebiet der Landeshauptstadt Salzburg - ist ein ökologisches Vorzeigeprojekt. Und das sagen nicht nur die Betreiber vom regionalen Energieversorger Salzburg AG.

Auch Umweltschützer und die Grünen, allen voran Planungsstadtrat Johann Padutsch (Bürgerliste), stehen hinter dem Kraftwerk, das 2013 ans Netz gehen soll. Denn das Laufkraftwerk, das quasi nur nebenbei mit einer Leistung von 13,7 Megawatt rund 80 Millionen Kilowattstunden pro Jahr liefern wird, ist vor allem ein wichtiger Schritt zur Sanierung der Salzach.

Der regulierte und im Oberlauf fast zur Gänze gestaute Gebirgsfluss gräbt sich derzeit Jahr für Jahr ein Stück tiefer in den weichen Sohleboden. Der Fluss ist zu schnell und führt zu wenig Geschiebe mit. Teilweise ist die Flusssohle fast schon durchgebrochen, bei Hochwasser drohen die Uferböschungen einzustürzen.

Mit der Staustufe wird der Fluss verlangsamt, die Eintiefung gebremst. Zudem werde laut Padutsch durch die 85 Millionen Euro teure Stauanlage auch die Gewässerökologie verbessert. Derzeit stellt die Sohlstufe in Lehen für Fische ein unüberwindbares Hindernis dar. Das neue Kraftwerk muss nach einer EU-Richtlinie mit einer Fischtreppe versehen sein.

Für die Stadt-Salzburger haben die Planer noch ein weiteres Zuckerl parat: Ein kleiner Umgehungsbach durch den Auwald soll ein Naherholungsgebiet mit Spiel-und Liegewiesen durchfließen.

Nicht ganz so gut sind die Nachrichten in Sachen Salzachsanierung für den Flusslauf nördlich der Landeshauptstadt. Umweltminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) hat in einem Interview mit dem ORF Salzburg den Rückzug des Bundes aus dem bayerisch-österreichischen Vorhaben angekündigt.

Eine Rampe quer durch den Fluss und seine Aufweitung hinein in die Auen hätte die Salzach auf Höhe von Archating (Flachgau) bremsen und so die Eintiefung der Salzach bremsen sollen. Berlakovich beruft sich auf ein neues Gutachten des Bundesamtes für Wasserwirtschaft, wonach die Gefahr eines Sohledurchbruchs mit der bereits auf Höhe der Gemeinden Oberndorf (Österreich) und Laufen (Bayern) gebauten Rampe gebannt sei.

Fluss übernimmt Arbeit

Des Ministers Nein zur Salzachsanierung hat freilich auch finanzielle Hintergründe. Das Vorhaben hätte mehr als 30 Millionen Euro gekostet, Nutznießer wären vor allem die Großgrundbesitzer der Familie Mayr-Melnhof gewesen, die bei der Grundstücksablöse ordentlich kassiert hätten.

Wenig Freude mit dem Ende für das ökologische Großprojekt haben die Naturschützer. In einem offenen Brief an Berlakovich fordert der Naturschutzbund zumindest die Flussaufweitung weiter zu verfolgen, um die Au wieder mit Wasser zu versorgen. Die von Berlakovich angegebenen Kosten von 30 Millionen Euro können die Naturschützer nicht nachvollziehen. Die Salzach würde bei einer Aufweitung des Bettes "einen Gutteil der Arbeit" selbst leisten und Schotter und Geschiebe in das Flussbett transportieren. Gratis. (Thomas Neuhold, DER STANDARD; Printausgabe, 6.9.2011)