Wien - Die Bedeutung, die Alois Mock vor rund 20 Jahren als Außenminister (1987-1995) der Auslandskulturpolitik beimaß, bleibt bestehen: Hatte der ehemalige Vizekanzler von einer "tragenden Säule" gesprochen, wird sie nun, im Auslandskulturkonzept 2011, zu den "gestaltenden Elementen" der Außenpolitik gezählt.
Als Kulturnation würde die Republik eine bedeutendere Rolle einnehmen, als ihr nach rein wirtschaftspolitischen Kriterien zukommen würde. Die Aufgabe der Auslandskulturpolitik wäre es daher, dieses positive Bild ständig zu aktualisieren. Stärker als früher wird der Fokus auf die Darstellung des zeitgenössischen, innovativ-kreativen Österreichs gelegt: "Nur so kann erreicht werden, dass Österreich als zukunftsorientiert und nicht als in seiner Geschichte verhaftet gesehen wird."
Präsentiert wurde das Konzept von Vizekanzler Michael Spindelegger (VP) bei der Auslandskulturtagung, die am Montag im Mak stattfand. Im Gegensatz zu Mocks Zeiten ist an eine Expansion aber nicht gedacht: Martin Eichtinger, der Leiter der kulturpolitischen Sektion, hofft, dass es zu keiner Kürzung des Budgets kommt. Auch die geografische Ausrichtung (Donauraum, Westbalkan und Schwarzmeerregion) ändert sich in den nächsten drei Jahren nicht. Neu sind aber Schwerpunkte: Stärker als bisher sollen im Ausland die Sparten Tanz und Architektur berücksichtigt werden.
Die Tagung beschäftigte sich unter dem Motto Krise fordert Kreativität mit der Frage, wie Kunst und Kultur zur Bewältigung von krisenhaften Entwicklungen im 21. Jahrhundert beitragen können. Die Frage blieb eher unbeantwortet. Anda Rottenberg, Kuratorin aus Warschau, sagte, wenn sie die Antwort kennen würde, wäre die Welt eine bessere. Uneinig war man sich auch beim Befunden der Situation: Herrscht eine "Dauerkrise", von der Mak-Chef Christoph Thun-Hohenstein sprach? Oder ist die Situation gar nicht so dramatisch, wie Ex-Kunstsektionsleiter Klaus Wölfer, nun Botschafter in Indonesien, meinte?
Kunst könne generell einen Beitrag zur Gestaltung des Lebens leisten, so Gerald Bast, Rektor der Angewandten: Es wäre die Aufgabe des Staates, der Kunst diese Rolle zuzuweisen, anstatt sie in den Kunstmarkt abzudrängen.
Künstlerin Eva Schlegel forderte von der Auslandskulturpolitik mehr Engagement - und eine Basisausbildung für Diplomaten: Die Kulturattachés würden nicht einmal die wichtigsten heimischen Künstler kennen. (Thomas Trenkler, DER STANDARD - Printausgabe, 6. September 2011)