
ATB-Antriebstechnik rotiert wieder. Der Motorenhersteller wird an einen der größten Motorenhersteller weltweit verkauft.
Das monatelange Ringen um den Verkauf der insolventen Industriegruppe A-Tec ist beendet. Der Aufsichtsrat machte den Verkauf an die erst kürzlich gegründete Contor Industries frei, der tschechisch-slowakische Interessent Penta hat das Nachsehen. Hinter Contor verbergen sich drei Bieter, die nun einzelne Sparten aus der A-Tec herausschälen.
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Wien - Es wäre nicht Mirko Kovats, hätte er sich beim Abverkauf in seinem Mischkonzern A-Tec Industries nicht für die geheimnisvolle Variante entschieden. Die mysteriöse Contor Industries, eine Mitte Juni gegründete und am A-Tec-Firmensitz in der Wiener Wächtergasse domizilierte Gesellschaft, hat vom Aufsichtsrat am Wochenende den Zuschlag für wesentliche A-Tec-Teile erhalten.
Das bedeutet die Filetierung des - nach Insolvenz und Verkauf der Anlagenbausparte AE&E - auf den Motorenhersteller ATB Antriebstechnik, Montanwerke Brixlegg und den Maschinenbauer Emco geschrumpften Industriekonglomerats. Die börsennotierte A-Tec besteht künftig im Wesentlichen aus Emco und A-Tec-Holding, in der bisher die Konzernfunktionen gebündelt waren. Um ihre Anleihegläubigern bis 30. September die geforderten 210 Mio. Euro zahlen zu können, verkauft Contor Industries die A-Tec-Teile in drei Paketen:
Q ATB Antriebstechnik geht an den chinesischen Motorenbauer Wolong Holding Group, der dem Vernehmen nach eine Niederlassung in Europa gesucht hat. Kolportierter Verkaufspreis: rund hundert Millionen Euro.
Q Minerals & Metals mit ihrem Herzstück Montanwerke Brixlegg wird von Solstice International Investments Inc übernommen. Solstice gehört zum Reich des pakistanischstämmigen Milliardärs Alshair Fiyaz, der neben Kaufhäusern und Containerschiffen eine Sparte "Commodities" aufbaut. Den Kaufpreis wollte Solstice ebenso wenig nennen wie Noch-A-Tec-Chef Kovats.
Q Kraftwerk Voitsberg, dessen Kauf durch A-Tec von Sanierungsverwalter Matthias Schmidt kritisiert wurde, hat ausgedient. Das stillgelegte Braunkohlekraftwerk wird an Palmsquare International FZC, einer Tochter eines indischen Anlagenbauers verkauft, die es laut Insidern demontieren wird. Kolportierter Kaufpreis: zehn bis 20 Mio. Euro, die sich A-Tec an Investitionen erspart; allein die Abbruchkosten werden auf fünf bis neun Mio. Euro taxiert. Die von Kovats geplante Umrüstung auf Steinkohlebetrieb war vom Insolvenzverwalter als unwirtschaftlich qualifiziert worden.
Sollte sich der Verkauf an Palmsquare verzögern, greift Wolong A-Tec mit einer Brückenfinanzierung von bis zu 20 Mio. Euro unter die Arme.
Warum Kovats den Verkauf über die ungewöhnliche Konstruktion mit der "Strukturierungsgesellschaft" Contor Industries durchführt, ließ sich am Montag nicht erhellen. Laut A-Tec sind Contor und ihr Chef Thomas Schätti keineswegs dubios, wie vom unterlegenen Investor Penta bekrittelt. Im Gegenteil, Contor erhalte keinerlei Fees für diese Tätigkeit, diverse Transaktionen würden ausschließlich mit A-Tec abgewickelt, Zahlungen gingen direkt an den Treuhänder. Schätti, Kovats' Ex-Mitarbeiter, habe die Firma mit Zustimmung des A-Tec-Vorstands gegründet. Dass die Verwertung der Einzelteile mehr Erlös gebracht hätte, stellt man bei A-Tec in Abrede: A-Tec mit Emco und Mecof sowie der Flugzeuggesellschaft A-Jet seien schuldenfrei und daher überlebensfähig. Andernfalls wären "extrem hohe Zinsen" für mehr als 170 Mio. Euro an Gesellschafterdarlehen angefallen sowie Haftungsübernahmen, die zu keinem Zeitpunkt erfüllt hätten werden können. (ung, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6.9.2011)