Wien - Wer gezielt privat für das Alter vorsorgen will, hat es in Österreich gar nicht so einfach. Darauf macht eine aktuelle Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) für das Sozialministerium aufmerksam. Die Kernaussage des Papiers: Es gibt viele verschiedene Vorsorgeprodukte, die alle steuerlich unterschiedlich behandelt werden.

Die Folge: Für Arbeitnehmer und Betriebe ist es kaum möglich, die für sie bestmögliche private Altersvorsorge auszuwählen. Außerdem werden die Anbieter, also Banken und Versicherungen, zum Teil durch gesetzliche Vorgaben angehalten, Produkte zu empfehlen, "die am Ziel einer sicheren und ausreichenden Versorgung im Alter" vorbeigehen, wie Studienautor Thomas Url schreibt.

Dabei lässt sich der Staat die Förderung privater Vorsorgeprodukte einiges kosten. Wobei es für Url gar nicht so einfach war, konkrete Zahlen zu ermitteln. Relativ simpel ist es noch, die direkten Zuschüsse des Staates zu ermitteln. Sie lagen 2009 bei rund 90 Millionen Euro, wobei der Großteil für die prämienbegünstigte Zukunftsvorsorge aufgewendet wird (derzeit maximal 197 Euro pro Kopf und Jahr).

Steuerausfälle

Bei den indirekten Kosten, also den Steuerausfällen durch die diversen Vergünstigungen, ist das schon schwieriger, hier gibt es zum Teil nur Schätzungen. Würde man alle Vorsorgeprodukte - also Lebensversicherungen, Pensionskassen, Abfertigungen, Zukunftsvorsorge - steuerlich wie einfache Sparbücher behandeln, hätte sich der Staat im Jahr 2008 rund 1,35 Milliarden Euro erspart.

Runtergebrochen auf die einzelnen Produkte, zeigt sich: Bei Pensionskassen machen die Förderungen 773 Euro pro Kopf aus, bei der Abfertigung neu sind es 120 Euro und bei individuellen Lebensversicherungen 149 Euro pro Kopf und Jahr. Insgesamt setzen die Österreicher übrigens noch immer stark auf Lebensversicherungen. Zwei Drittel aller Verträge sind aus dieser Gruppe, je zehn Prozent zahlen in eine Pensionskasse oder für die Zukunftsvorsorge ein.

Man kann die Dinge aber auch anders sehen. Im Vergleich zu den Beiträgen für die staatliche Pension, sind die privaten Produkte benachteiligt. Würde man sie steuerlich gleich behandeln, würde das die Finanzministerin 2,8 bis 3,4 Milliarden Euro kosten. Der Hauptgrund dafür: Die Beiträge für die staatliche Pension werden nicht versteuert. Private Vorsorgezahlungen erfolgen hingegen vom versteuerten Einkommen.

Unterm Strich plädiert Url für eine "einfache und einheitliche steuerliche Behandlung aller Altersvorsorgeprodukte". Momentan gebe es einen "Steuerdschungel", den kaum jemand verstehe. Außerdem hält er direkte Förderungen wie bei der Zukunftsvorsorge für sinnvoller als steuerliche Absetzmöglichkeiten. Sie würden eher zu einem Ausbau der privaten Altersvorsorge beitragen. (Günther Oswald, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6.9.2011)