Der Bambie Shop" in der Alserbachstraße in Wien ist kaum zu übersehen.

Foto: Thomas Rottenberg

In der Auslage darf das T-Shirt mit der Aufschrift "Schönheit ist nicht genug" nicht fehlen.

Foto: Thomas Rottenberg

Vermutlich habe ich eben einfach den falschen Augenblick gewählt. Denn dass der Laden von Nina Bruckner ein Flop ist, kann unmöglich sein. Schließlich ist Bambie ein Promi. Und Promis sind nicht nur bekannt, sondern auch beliebt. Und weil die Menschen - nicht nur die Medien - sie mögen, hat das, was sie tun, Erfolg. Automatisch. Immer. Darum liegt es wohl an mir und meinem - mittlerweile dreimaligen - schlechten Timing: Jedes Mal wenn ich im Bambie-Shop bin, ist der leer. Abgesehen vom Personal; wie ich vermute, Bambies Eltern.

Für alle "Ich weiß nicht wer/was Bambie ist"-Behaupter: Bambie ist eine abgelegte Lugner-Gespielin. Mit bürgerlichem Namen heißt sie Nina Bruckner, stammt aus St. Pölten und ist der Spross einer Modeschmuck und Glitzerklimbim verkaufenden Familie. Nach ihrem Abschied vom großen L. versuchte sie sich etwa eine Zeit lang auf Puls4 als Österreichs Antwort auf Paris Hilton. Ganz im Stil der hiesigen "Saturday Night Fever"-Generation suchte sie in einer Casting-Dokusoap eine beste Freundin.

Danach zog sie mit dem spaßigen Mario Wagner, der sich - das nur nebenbei - mittlerweile zum "Erbprinz Mag. Dr. Mario-Max zu Schaumburg-Lippe-Nachod" hochadoptieren lassen hat, um die Häuser. Außerdem sang sie Lieder, die eigentlich er hätte trällern sollen. Sie gilt also in der bunten Welt derer, bei denen keiner so recht weiß, warum sie eigentlich berühmt sind, als große und ehrgeizige Nachwuchshoffnung: Semper ubique - Bambie ist allzeit bereit, sich und ihre vielen Talente vor Kameras zu präsentieren.

Ballspiele im Sandkasten

Ihren - bislang - letzten großen Auftritt legte Frau Bruckner heuer beim Beachvolleyball-Spektakel in Klagenfurt hin: Da sie von keinem Besitzer von VIP-Tickets eingeladen worden war, nutzte sie ihren Status als "Protagonistin" von Puls4 und ließ sich für das Turnier als Journalistin akkreditieren. Schließlich darf man mit der Pressekarte auch in Hannes Jagerhofers VIP-Zone, um Fotos oder O-Töne zu sammeln - wenn auch nur kurz und begleitet von einem Mitarbeiter des Veranstalters. Aber man darf dort dezidiert nicht hinein, um das Buffet zu plündern oder Hof zu halten.

Doch da Bambie ein Promi ist, tat sie genau das - und flog umgehend aus dem VIP-Zelt: Klagenfurt ist eben nicht Wien. Detail am Rande: Während Nina Bruckner mit dem Auto nach Kärnten gereist war, nahm das sie begleitenden TV-Team jenen Flieger, in dem neben 150 Beachvolleyball-Fans auch Gerhard Dörfler (siehe Paparotti vom 8. 8. 2011) saß. Vor dem Flug plapperte Bambis journalistische Entourage aus der Schule: Die Nähe zum Objekt der Berichterstattung sei so unmittelbar, dass man sich das Hotelzimmer mit Nina Bruckner teile. Aus Kostengründen. Ob dieses Detail auch in der Berichterstattung Niederschlag fand, kann ich nicht sagen: Ich habe die Sendung nicht gesehen.

Shopping-Tempel

Doch eigentlich geht es hier ja nicht um Bambies Strampeln, weiterhin als Promi wahrgenommen zu werden, sondern um das wirtschaftliche Fundament des Bambie-Versums: Am 2. Mai eröffnete Nina Bruckner nämlich ihren „Bambie Shop" am Alsergrund. Schon die Avisos sorgten für Aufsehen, weil Bambie zum Model-Casting für das Opening lud - dann aber kurzfristig absagte: Man habe, hieß es "die Models schon gefunden". Es handle sich um "Romana Martinovic (Vize-Miss Burgenland) sowie Wendy Night (Star-Stripperin)".

Derlei Hochkaräter mussten auch her, denn man eröffnete nicht einfach einen Laden, sondern einen „Flagship-Store". Also - laut wikipedia - "eine Filiale, ... die als Vorzeigeobjekt fungiert. Er zeichnet sich aus durch spezielle Bündelung exklusiver Merkmale, wie etwa bevorzugte Lage, besondere Ausstattung und/oder vergrößertes Sortiment". Um nicht bloß den Reizen Bambies, der Vize-Miss-Burgenland und der Starstripperin zu erliegen, schwänzte ich sowohl die "symbolische Bändchendurchschneidung" als auch die furiose VIP-Eröffnung. Ein Fehler, wie ich später erfuhr: Schon vor der Eröffnung war offen - und es gleich einmal 30 Prozent Rabatt. Auf fast alles.

Ich aber ging das erste Mal ein paar Wochen später hin. Dann ließ ich ein paar Monate vergehen. Dann wieder Monate. Doch jedes Mal stand ich alleine im Laden. Hinter einer Rezeptionsbar stand ein einsamer Verkäufer (angeblich Papa Bruckner). Im vorderen Verkaufsraum stapelten sich rosa T-Shirts mit Nina Bruckners Motto "Schönheit ist nicht genug" auf weißen Regalen. (Eine Kollegin behauptet, Bambie habe ihr einst in einem Interview versichert, dass der Satz mitnichten auf tiefere, innere Werte verweisen solle, sondern viel mehr besage: "Man ist eben nie schön genug". Aber: Hörensagen.)

Ketten und Tand

Zwischen den T-Shirt-Stapeln prangte Bambies Beinahe-Superhit-CD "Princess of Love". Gleich daneben, in vom Design und Material deutlich von den schlichten weißen Wandregalen abgesetzten Vitrinen im Stil der Rezeptionsbudel (und im ganzen hinteren Raum), türmten sich Ketten, Armreifen und allerlei Geschmeide. Das ganze durchmischt mit Weinflaschen, Seife, Schokolade und Handtaschen: Die Vielfalt und das Ambiente von großer, weiter Promiwelt, die Bambieland in jedem Winkel atmet, überforderte mich jedes Mal. Auch bei meinem bislang letzten Besuch schaffte ich es nur, einige Flyer mitzunehmen und das Weite zu suchen.

Daheim studierte ich die Prospekte dann genauer und nahm mir vor, dereinst wieder zu kommen: Wenn schon nicht für Bambies "Unisex Parfume ‚The New Fragrance'" oder ihren "Schokosahnelikör", so doch zumidnest für ihre Unisex-Cap. Ich hoffe nur, den Laden gibt es noch, wenn ich endlich genug Mut habe, dort wieder hin zu gehen. (Thomas Rottenberg, derStandard.at, 5.9.2011)