Washington/Wien - Zuletzt hielt 2D:4D sogar zur Erklärung unterschiedlicher Penislängen her. Die Rede ist vom Verhältnis der Länge des Zeigefingers zur Länge des Ringfingers, das erstaunlicherweise mit verschiedenen Manifestationen von "Männlichkeit" korreliert: (männliche) Männer haben längere Ring- als Zeigefinger; bei Frauen ist es umgekehrt.

In den vergangenen Jahren wurden mit dem kleinen Unterschied noch ganz andere Dinge erklärt: aggressives Verhalten, sexuelle Orientierung, sportlicher Erfolg, Attraktivität aber auch Risiken, an Depression, Autismus oder Brustkrebs zu erkranken. Die Forscher gingen dabei von der Annahme aus, dass 2D:4D sich durch das Verhältnis männlicher und weiblicher Hormone im Mutterleib erklären lässt - ohne dafür einen experimentellen Beweis zu haben.

Den reichen nun US-Forscher der Uni Florida nach. Sie untersuchten für ihre im Fachblatt PNAS veröffentlichte Studie Embryonen von Mäusen, bei denen ähnliche Fingerlängen-Unterschiede auftreten wie beim Menschen. Tatsächlich fanden sich in den knospenden Fingern der Embryonen große Mengen an Rezeptoren für die Geschlechtshormone Testosteron und Östrogen.

Hemmten die Forscher die Testosteron-Rezeptoren, so erhielten sie Mäuse mit einem "weiblichen" Fingerlängenverhältnis. Eine Zugabe des Hormons Testosteron führte dagegen zu einem männlichen 2D:4D. (tasch, APA, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6. September 2011)