Andrea Schlehwein ist in Japan aufgewachsen. Die Choreografin und Regisseurin der route 11 ist mit 18 Jahren nach Europa gezogen. Die Atomkatastrophe in Fukushima machte sie fassungslos, und so begann die Regisseurin für ihre aktuelle Produktion Fernsehbilder abzufilmen. Die Nachrichten über das Unsagbare fließen nun in ihre Kunst ein. Zehn Meter hohe, von den Japanern errichtete Wände hätten das Volk schützen sollen. Die Flutwelle überschwemmte jedoch zwölf Meter hoch die menschliche Überheblichkeit. Bilder einer Katastrophe, die sich in den Bühnenbauten, Videoprojektionen, Licht- und Soundeffekten und im dynamischen Tanz der route 11 widerspiegeln. Andrea Schlehwein schickt in ihrem Stück Tänzer aus Vietnam, den USA, Österreich, Italien, Deutschland und Argentinien auf eine gemeinsame Reise über Berg und Tal. Es ist ein Tanz um Macht, der sich in symbolbehafteten Bildern vor den Augen der Zuseher entfaltet. Die Tänzerinnen und Tänzer sind als Getriebene inszeniert, die sich abstrampeln, ohne der Unplanbarkeit von Leben und Tod gewiss zu sein. In ihrer Wahlheimat Kärnten hat die Regisseurin den Berg und seine Tücken entdeckt. Sie erkor ihn zum machtvollen Symbol ihrer Produktion. In Tokio hingegen hat Schlehwein gelernt, dass mit Kleinem Distanz kreiert werden kann. Ihre japanische Prägung lässt sie mit leerem Raum arbeiten und diesen nutzen. Dies geschieht auch im Rahmen der route 11 in der Londronschen Reitschule in Gmünd. Weder der Steinboden noch die schwierige akustische Situation erwiesen sich als Problem. Schlehwein ist gewohnt, theatrale Lösungen für jede Situation zu finden. Das Helle und Erhellende der Uraufführung in Gmünd wird nun in der dunklen Klagenfurter Theaterhalle 11 wiederholt. (szg, DER STANDARD - Printausgabe, 6. September 2011)