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Der Neandertaler (links) und der etwas zartere Homo sapiens unterschieden sich zwar auch beim Knochenbau recht deutlich. Dennoch kam es zwischen den beiden Menschen- arten - und nicht nur diesen - zu folgenreichen sexuellen Kontakten.

Foto: REUTERS/American Museum of Natural History

Washington/Wien - Wie es aussieht, waren unsere Vorfahren alles andere als wählerisch, wenn es um die Suche nach Partnern zur Fortpflanzung ging. Gleich mehrere neue Studien legen nahe, dass sich Vertreter von Homo sapiens vor und nach ihrer Auswanderung aus Afrika mit ihren Verwandten - unter anderem dem Neandertaler, dem Denisova-Menschen und Homo erectus - gepaart haben dürften.

Den ersten Beleg dieser Art fanden Forscher um Svante Pääbo im Vorjahr in der mittlerweile halbwegs gut sequenzierten DNA der Neandertaler (Science, Bd. 328, S. 710): Bei Vergleichen mit heute lebenden Menschen zeigte sich, dass es vor 40.000 bis 100.000 Jahren zu artüberschreitendem Sex gekommen sein muss, dem auch fruchtbare Kinder entsprangen.

2010 ging es Schlag auf Schlag weiter: Wenig später wurde anhand der in einem Fingerfragment enthaltenen DNA der Denisova-Mensch entdeckt, der in Südsibirien beheimatet und ein genetisch noch fernerer Verwandter war als der Neandertaler. Doch auch mit ihm trieb Homo sapiens Kurzweil, wie DNA-Spuren bei heute lebenden Melanesiern verrieten. Und erst vor zwei Wochen berichtete ein internationales Team aus Genetikern und Anthropologen um Peter Parham (Science online), dass die Hälfte unserer sogenannten HLA-Gene, die bei der Immunabwehr eine wichtige Rolle spielen, vom Denisova-Menschen stammen dürften.

Doch auch durch Analysen der DNA von heute lebenden Menschen lässt darauf schließen, dass es unsere Vorfahren eher bunt getrieben haben. Ein Team von Forschern um Michael Hammer sequenzierte die DNA von Freiwilligen aus sechs verschiedenen afrikanischen Populationen und untersuchte sie mittels bioinformatischer Simulationen auf Spuren möglicher Kreuzungen mit archaischen Vormenschen.

Zwar entdeckten sie nur zwei bis drei Prozent "archaischer DNA" , wie sie im Fachblatt PNAS berichten. Sie gehen aber davon aus, dass es "tausende Kreuzungsereignisse" gegeben haben muss. In den Worten Hammers: "Das passierte ziemlich ausführlich und regelmäßig." (tasch, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6. September 2011)