Kann es sein, dass die Spindelegger-ÖVP an einer Neuauflage von Schwarz-Blau, diesmal mit der Strache-FPÖ, bastelt?

Die erste Reaktion auf diese Frage wäre wohl ungläubiges Gelächter. Soeben steht die ÖVP vor den rauchenden Trümmern dieser "Wende", von der fast nichts übriggeblieben ist als eine ÖVP/FPÖ-Abzockerpartie. Mit einem Ex-Kanzler, der deswegen soeben als Abgeordneter zurücktreten musste. So blöd kann man ... also, äh, derlei kann doch niemand in einer rationalen Partei ernsthaft erwägen?

Nachdenklich stimmt allerdings doch einiges: Erstens die standhafte Weigerung Spindeleggers, eine Koalition mit Strache auszuschließen. Zweitens berichtet der Herausgeber von Profil, Christian Rainer, von einem Anruf einer VP-Ministerin, die ihn davon abbringen wollte, in der blau-schwarzen Telekom-Affäre allzu tief zu graben: "Ihr schreibt das doch nur, um Schwarz-Blau zu verhindern. Aber das wird euch nicht ge- lingen." Wie bitte? Das heißt doch nichts anderes, als dass hier und heute, aktiv und bewusst, wichtige Leute in der ÖVP an einer Neuauflage von Schwarz-Blau arbeiten.

Aber das hat natürlich schon eine verrückte Logik: Die ÖVP ist durch die jetzt hageldicht prasselnden Korruptionsgeschichten aus Schwarz-Blau I so in Panik, dass sie glaubt, sich nur noch durch Schwarz-Blau II retten zu können. Allerdings wäre das dann, wenn überhaupt, Blau-Schwarz. (rau, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6.9.2011)