Ankara  - Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat mit weiteren Maßnahmen seines Landes gegen Israel gedroht und einen Besuch im palästinensischen Gazastreifen angekündigt. Türkische Schiffe würden "künftig noch öfter zu sehen sein in diesen Gewässern", sagte der Premier am Dienstag in Ankara vor Journalisten. Über seinen ins Auge gefassten Gaza-Besuch werde er bei seiner bevorstehenden Ägypten-Visite mit der Führung in Kairo reden, teilte Erdogan mit.

Die Türkei hat wegen des Konflikts um den israelischen Militärangriff auf eine Hilfsflotte für den Gazastreifen ihre Beziehungen zu Israel herabgestuft und die bilateralen Militärabkommen ausgesetzt. Bei der Kommandoaktion der israelischen Eliteeinheit "Shayetet 13" in internationalen Gewässern waren im Mai 2010 acht türkische Palästina-Solidaritätsaktivisten und ein türkisch-amerikanischer Doppelstaatsbürger an Bord des Schiffes "Mavi Marmara" getötet worden. Die israelische Regierung sprach von einem "Akt der Selbstverteidigung", weil Aktivisten die Soldaten hart angegriffen hätten. Israel lehnte eine Entschuldigung ab.

Auch Staatspräsident Abdullah Gül hatte Israel mit weiteren Schritten gedroht. Als mächtigstes Land in der Region werde die Türkei ihre Rechte und die aller hilfsbedürftigen Menschen schützen. Auch die internationale Gemeinschaft müsse dies zur Kenntnis nehmen, hatte Gül erklärt.

Über 40 israelische Flugpassagiere waren am Montag nach Angaben des Außenministeriums bei der Ankunft in Istanbul länger festgehalten worden. Außenamtssprecher Yigal Palmor sagte, die Passagiere seien ohne Angabe von Gründen in einen Seitenraum geführt worden. Dort habe man ihnen die Pässe abgenommen. Erst nach etwa eineinhalb Stunden habe man sie gehen lassen und ihnen die Ausweise zurückgegeben. "Wir hatten das Gefühl, gezielt gedemütigt zu werden", sagte die Geschäftsfrau Chajuta Leibovich dem israelischen Rundfunk. Eine weitere Israelin erzählte, sie sei auf der Durchreise in Istanbul auf sehr unfreundliche Weise befragt und auch gezwungen worden, sich in einem dunklen Raum auszuziehen. Eine türkische Beamtin habe sie auf Türkisch angeschrien. Zuvor hatten sich türkische Touristen über die Behandlung bei der Ausreise am Flughafen Tel Aviv beklagt. (APA/AFP)