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Otto Burghuber: "50 Prozent der versorgenden Spitäler haben keine Möglichkeit zur Lungenfunktionsprüfung." Das aber ist laut den Fachleuten das wichtigste und unabdingbare Verfahren für Diagnose, Statusermittlung sowie Überprüfung des Behandlungserfolges.
Wien - Erstmals soll eine Langzeit-Beobachtungsstudie Auskunft darüber geben, wie sich der Gesundheitszustand der Österreicher ab dem Alter von sechs Jahren im Laufe der Zeit verändert.
Spezialisten am Ludwig Boltzmann Institut für die chronisch obstruktive Lungenerkrankung COPD und Pneumologische Epidemiologie am Otto Wagner Spital in Wien starten in diesem Herbst eine Studie, bei der mehr als 10.000 Menschen ab sechs Jahren zwölf Jahre lang regelmäßig untersucht werden sollen. Ziel ist die Generierung abgesicherter und repräsentativer Daten für Wissenschaft und Gesundheitspolitik.
Drehscheibe Lunge
In den vergangenen Jahren hat sich immer mehr heraus kristallisiert, dass die Gesundheit der Lunge den gesamten Organismus beeinflusst. Umgekehrt haben aber auch alle Schädigungen des Körpers Einfluss auf die Funktion der Lunge.
Im Rahmen der Studie werden nicht nur Informationen zur Lungenfunktion erhoben, sondern auch zu Gewicht, Muskeln, Fettverteilung, Ernährung, Herz, Kreislauf etc. Die Freiwilligen werden alle vier Jahre untersucht. Sylvia Hartl, Vizepräsidentin der Österreichischen Pneumologischen (ÖPG) Gesellschaft: "Das ist etwas, das in Österreich bisher fehlt." Die Stadt Wien (KAV) unterstützt das Projekt genauso wie das Gesundheitsministerium.
Diagnose kommt zu spät
Kongresspräsident Otto Burghuber vom Otto Wagner Spital Wien: "Mehr als 90 Prozent der Patienten mit einem Bronchuskarzinom sterben daran, vor allem, weil wir zu spät draufkommen. Im Frühstadium hingegen beträgt die Fünf-Jahres-Überlebensrate noch 70 Prozent."
Eine US-Screening-Studie mit 53.000 Probanden, die erst vor kurzem im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde, zeigt: Untersucht man Hochrisiko-Personen - älter als 55, mehr als 1,5 Packungen Zigaretten am Tag bzw. 30 Jahre alt mit einer Packung Zigaretten pro Tag - lässt sich bei dreimal im Abstand von einem Jahr durchgeführten Computertomografie-Untersuchungen mit einer niedrigen Dosis von Röntgenstrahlen, die Sterblichkeit wegen der früheren Entdeckung von Lungenkarzinomen um 20 Prozent senken. Burghuber: "Das ist ein Hammer." Diese Strategie sei allerdings aufgrund einer derzeit 96-prozentigen Rate von falschen positiven Befunden mit größter Vorsicht zu betrachten.
Klassische Rauchererkrankung COPD
Neben dem Lungenkarzinom sei auch die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) als klassische Rauchererkrankung ein Riesenproblem. Laut einer neuen Erhebung in den österreichischen Spitälern würden Personen mit akuter Verschlechterung (Exazerbation) bei weitem nicht immer gemäß den Leitlinien und zum Teil recht unterschiedlich behandelt.
Burghuber: "50 Prozent der versorgenden Spitäler haben keine Möglichkeit zur Lungenfunktionsprüfung." Das aber ist laut den Fachleuten das wichtigste und unabdingbare Verfahren für Diagnose, Statusermittlung sowie Überprüfung des Behandlungserfolges.
"Lungensport" fördern
Mängel gibt es auch in der Rehabilitation. Burghuber: "Wir fordern eine ambulante, wohnortnahe Rehabilitation. Drei Wochen stationäre Rehabilitation bringen nichts." Der Effekt verpuffe binnen kurzer Zeit. Dabei wäre gerade für COPD-Patienten mit ihrer lebenslangen Erkrankung eine beständige Betreuung inklusive körperliches Training wichtig.
Sylvia Hartl: "Wir haben in einer Studie gezeigt, dass einfaches Nordic Walking einen guten Effekt hat. Der hält auch nach neun Monaten noch an, weil die Menschen weiter gehen und sich wieder auf die Straße trauen." Man sollte hier von "Lungensport" sprechen und diesen breit propagieren. (red/APA)