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Sollte es einen Bildungsplan vom Kindergarten bis zum tertiären Bereich geben, "sind wir bereit, darüber zu reden, wie die Aufteilung der Finanzierung in Zukunft ausschaut", sagt Häupl.

Foto: apa/Jaeger

Wien - Wien stellt in Sachen Uni-Finanzierung dem Bund die Rute ins Fenster: Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) hat am Dienstag in der Bürgermeister-Pressekonferenz in Aussicht gestellt, dass Wien sich an Finanzierungen im Bildungsbereich intensiver beteiligt. Jedoch nur, wenn es ein "Gesamtpaket" gebe, wie Häupl betonte. Dazu würden unter anderem Reformen an den Universitäten gehören, erklärte der Bürgermeister.

Häupl fordert Gesamtschule

"Es gibt eine klare Zuständigkeit des Bundes für den tertiären Bildungsbereich (die Hochschulen, Anm.)", stellte Häupl klar. Sollte es jedoch einen Bildungsplan vom Kindergarten bis zum tertiären Bereich geben, "sind wir bereit, darüber zu reden, wie die Aufteilung der Finanzierung in Zukunft ausschaut". Herzstück eines neuen Bildungssystems wäre laut Häupl etwa die gemeinsame Schule der Zehn- bis Vierzehnjährigen in Form einer Ganztagsschule.

Innovationen der Unis

"Mit Sicherheit" seien aber auch an den Hochschulen Reformschritte zu machen: "Natürlich ist zu überprüfen, ob Abläufe in den Universitäten selbst tatsächlich dem heutigen Stand entsprechen. Es muss ja nicht alles ausschauen wie bei Harry Potter, wie das bei einzelnen Labors in der Uni Wien zum Beispiel der Fall ist", mahnte Häupl notwendige Investitionen ein. An denen sich Wien beteiligen könne - unter einer Voraussetzung: "Wenn es einen Gesamtplan gibt, sind wir auch bei der Gesamtfinanzierung dabei", versprach Häupl.

Gegen Studiengebühren

Eines steht für die Wiener SPÖ außer Debatte: "Wir wollen Zugangsbeschränkungen definitiv nicht und Studiengebühren lehnen wir ab", betonte Wissenschaftsstadtrat Andreas Mailath-Pokorny in der Pressekonferenz. Denn die Uni-Finanzierung sei nicht nur eine Frage des zusätzlichen Geldes. In der Slowakei koste ein Absolvent im Vergleich zu Österreich dem Staat nur die Hälfte, also gebe es bei uns einen strukturellen Nachholbedarf, so der Stadtrat.

Zudem zeige sich in der Europäischen Union ein Trend zum Rückgang der Studiengebühren. Habe es vor vier Jahren noch in 18 von 29 EU-Ländern Studiengebühren gegeben, so würden diese heuer nur noch in 14 Ländern existieren, so Mailath-Pokorny.

Ein weiteres wichtiges Ziel sei die Erhöhung der Akademikerquote: "Mehr Akademiker bedeuten wirtschaftliche Vorteile", sagte der Wissenschaftsstadtrat. Im Durchschnitt bringe jeder Akademiker dem Staat über Steuern und Sozialabgaben dreimal soviel ein, wie die Ausbildung kostet, hieß es. In Österreich liege die Abschlussquote heimischer Akademiker derzeit mit 25 Prozent weit unter dem OECD-Schnitt von 38 Prozent.

Konkrete Vorschläge zur Finanzierung

Insgesamt rangiere die Stadt Wien als Wissens- und Universitätsstadt in Zentraleuropa nach Berlin auf Platz zwei. "43 Prozent aller Forschungsarbeiten in Österreich werden in Wien gemacht", betonte der Stadtrat. Auch er nahm den Bund in die Pflicht: Der Hochschulplan von Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) sehe vor, die Wirtschaft oder die Länder bei der Finanzierung stärker anzusprechen. Die Aufgaben des Bund selbst würden hingegen wenig angesprochen: "Ich meine, dass es hier konkreter Vorschläge bedarf."

Die Stadt, so wurde heute versichert, werde auch künftig mit rund 90 Mio. Euro jährlich in die Wissenschaft und Forschung investieren. Verwiesen wurde unter anderem auf die außeruniversitären Einrichtungen in der Muthgasse oder in der Bohrgasse.

Pressekonferenz ohne Van der Bellen

Der städtische Uni-Beauftragte Alexander van der Bellen (Grüne) war bei der heutigen Pressekonferenz übrigens nicht anwesend. Mailath-Pokorny lobte jedoch die Zusammenarbeit mit dem Grün-Politiker. Van der Bellen arbeite unter anderem an einer verbesserten Abstimmung zwischen den Universitäten und den Magistratsabteilungen. (APA)