Ein Warren Buffett als energischer Verfechter stärkerer Abgaben zeichnet sich unter Österreichs Vermögenden nicht ab, einige finanzstarke Fürsprecher einer Vermögenssteuer sind schon medial in Erscheinung getreten. Demgegenüber stehen jedoch auch eine Reihe von kritischen Stimmen in Österreichs Geldelite.
Hans Peter Haselsteiner, Strabag-Chef, hatte im Kurier-Interview eine Lanze für die Vermögenssteuer gebrochen und auch die Steuerprivilegien für Stiftungen angegriffen. "Was die Besteuerung von Spitzengehältern betrifft, so bin ich der Ansicht, dass unvernünftig hohe Einkommen auch unvernünftig hoch besteuert werden sollen." Unternehmer Martin Schlaff zog in den Salzburger Nachrichten nach: "Ohne Solidarität kann eine Gesellschaft nicht funktionieren. Das bedeutet auch, wenn Belastungen auf die Gesellschaft zukommen, ist es gerecht, wenn es die besser Situierten mehr trifft."
Ottrubay: "Kein populistischer Schnellschuss"
Auch Stefan Ottrubay, Vorstand der Esterházy-Stiftungen, erklärte gegenüber derStandard.at, er könne sich mit einer höheren Steuer anfreunden, allerdings mit Vorbehalten. Er fordert eine grundlegende Reformierung des Steuersystems, wobei die "Grenzsätze auf ein vernünftiges europäisches Niveau" gesenkt werden sollen. Eine Vermögenssteuer soll die einzelnen Vermögensarten gerecht und gut administrierbar behandeln. Im Gegenzug will Ottrubay der "ganz offensichtlichen Verschwendung von staatlichen Investitionen Einhalt geboten" wissen. Ein "populistischer und schlecht vorbereiteter Schnellschuss" könne Vermögende "verschrecken".
Der häufigste Kommentar zur Vermögenssteuer in einem Standard-Rundruf unter möglichen Betroffenen ist jedoch: Kein Kommentar! Österreichs Reiche erweisen sich in vielen Fällen als medienscheu, wenn es um die Besteuerung von Vermögen geht. Vermögen wird vielfach als Privatangelegenheit betrachtet, man wolle sich nicht in die politische Diskussion einmischen, so der Grundtenor. Keine Stellungnahme zum Thema gab es etwa aus dem Hause Piëch (Porsche), von den Flick-Erben, von Novomatic-Eigentümer Johann Graf, vom blauen Industriellen Thomas Prinzhorn und von Pistolenproduzent Gaston Glock. Die Familien Mayr-Melnhof (Karton) und Swarovski (Kristall- und Optik) wollen ebenfalls nicht kommentieren. Die Assistentin von Didi Mateschitz (Red Bull) schreibt, dieser wolle sich "nicht in Form von medial verlautbarten Zwischenrufen an aktuellen politischen Diskussionen beteiligen".
Hartlauer: "Optimierung bestehender Steuern"
Auch Werner Faymanns Parteifreund Hannes Androsch will sich derzeit nicht zu dem Thema äußern, im Jahr 2009 erklärte er ausführlich, warum für ihn Vermögenssteuern keinen Sinn machen. Österreich sei ein Höchststeuerland und eine Vermögenssteuer würde "zukunftshemmend" wirken.
Auf Alternativensuche begab sich Fotohändler Robert Hartlauer, er befürchtet, eine Vermögenssteuer "kostet mehr als sie bringt". Er plädiert stattdessen für die Optimierung bestehender Steuern und kann sich etwa eine Erhöhung der Kapitalertragssteuer von derzeit einheitlich 25% auf bis zu 50% je nach Höhe der Kapitalerträge, ähnlich den Lohnsteuerprogressionsstufen, vorstellen. Dies treffe aus seiner Sicht auch nur Vermögende, argumentiert Hartlauer, "das wäre für mich ok."
Niki Lauda will die geplante Steuer inhaltlich nicht kommentieren, er kritisiert vielmehr das politische "Gerangel" und die Art der Diskussionsführung zu diesem Thema als "fürchterlich".
Mit dem Verlassen des Landes drohte im Jahr 2000 auch Billa Gründer Karl Wlaschek. Er zeigte sich damals über das "Belastungspaket" der Regierung, das höhere Steuern für Stiftungen vorsah, so sehr verärgert, dass er sich und sein Kapitalvermögen ins Ausland bringen wollte. Ob er diese Drohung heute noch aufrechterhalten wolle, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden. (Marie-Theres Egyed, Monika Platzer, derStandard.at, 6.9.2011)