Ein Dreiergespann, das mit verdeckten Karten spielt: "Herzensbrecher / Les amours imaginaires" von und mit Xavier Dolan (li.).

Foto: Waystone Film

Wien - Im Mittelpunkt dieses Films steht eine Dreiecksbeziehung: Mary (Monia Chokri) und ihr bester Freund Francis (Xavier Dolan) werden eines Abends bei einer Party in Montréal auf einen blondgelockten Jungen namens Nicholas (Niels Schneider) aufmerksam. Sie beginnen umgehend, um dessen Gunst zu buhlen.

Beide haben sich verliebt, ihre Freundschaft wollen sie aber auch nicht riskieren. Es entspinnt sich ein halb verheimlichtes, halb offenes Spiel. In kleinen Episoden, die Schwarzblenden oft abrupt beenden, beobachtet und inszeniert Herzensbrecher dieses Geschehen über sprechende Blicke und verstohlene Gesten, als einsame Verzweiflung und öffentlich zur Schau getragene Fröhlichkeit.

Das Objekt des Begehrens bleibt eine distanzierte, nicht wirklich zu durchschauende Größe. Die intensiv (und unglücklich) Liebenden exponieren sich dagegen zunehmend haltloser, leisten sich, immer auf dem schmalen Grat zwischen dem Erreichen und dem Verbergen ihres Zieles balancierend, so manche Peinlichkeit.

Dabei verzettelt sich Herzensbrecher allerdings nie in Überspanntheiten. Vielmehr schildert er das Dilemma seiner Protagonisten mit sanfter Komik und Empathie. Les amours imaginaires, imaginäre Lieben, heißt der zweite Spielfilm von Xavier Dolan im Original. Der Frankokanadier, Jahrgang 1989, tauchte mit seinem Debüt J'ai tué ma mère / I Killed My Mother 2009 beim Festival von Cannes auf und avancierte schnell zum Wunderknaben der Quinzaine. Seine zweite Arbeit, bei der Dolan neuerlich für Buch, Regie, Hauptrolle, Ausstattung und Produktion verantwortlich zeichnete, entstand anschließend, so heißt es im Presseheft, als Zwischenlösung, weil ein eigentlich geplantes Projekt platzte.

Eine gewisse jugendliche Großspurigkeit schillert auch durch die Handlungen der Filmhelden. Das ist aber nur ein Aspekt. Der andere bleibt, dass Dolan auf charmante und kluge Weise zu Freundschaft und Liebe, Männern und Frauen Beobachtungen macht, die für alle Alter gelten. (Isabella Reicher, DER STANDARD - Printausgabe, 7. September 2011)