Wir haben Post bekommen - vom Wiener Schauspielhaus. Nicht nur wir im Standard: Insgesamt 400 Adressaten bekamen eine edle, schwarz glänzende Luftpolstertasche zugesandt, so ein Hightech-Produkt aus Plastik und Metallfolie, das in den Sondermüll zu wandern hat.
Wer allerdings glaubte, dass etwas Zerbrechliches im Umschlag stecken müsse, war enttäuscht: Das Kellertheater, früher einmal ein Kino, versandte bloß seine Programmvorschau als kleines Heft aus Öko-Dünndruckpapier.
Außen hui, innen pfui: Um diesen Gegensatz zwischen mickriger Broschüre und prächtiger Verpackung ging es den Marketingleuten wohl. Die Rechnung ist dennoch nicht ganz aufgegangen. Weil die Postsendung empfindlich zu Buche schlägt.
Bekanntlich gibt es seit Mai neue Tarife. Hätte das Schauspielhaus die Programmvorschau in einem normalen C5-Kuvert versandt, wären pro Brief 90 Cent angefallen. Die überdimensionierte Luftpolstertasche hingegen ist maschinell nicht bearbeitbar. Das Porto betrage daher laut Post 2,90 Euro - mehr als das Dreifache.
Und auch die Spezialverpackung wird nicht billig gewesen sein. Direktor Martin Beck muss sich daher den Vorwurf gefallen lassen, mit Steuergeld geprasst zu haben. Gerade von seinem Haus nahmen wir an, dass der Inhalt zählt. Und nicht die Verpackung. (DER STANDARD, Printausgabe, 7.9. 2011)