In einer Zeit, in der viele an der Sinnhaftigkeit und Überlebensfähigkeit des Euro zweifeln, hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) deutlich gemacht, warum eine gemeinsame Währung in einem eng verflochtenen Währungsraum doch eine sehr gute Idee sein kann.
Seit Ausbruch der Finanzkrise 2008 leidet die Schweiz daran, dass die Kapitalflüsse ins Land zu einer dramatischen Überbewertung des Schweizer Franken geführt haben. Das ist die Konsequenz freier Wechselkurse: Wenn der Wert einer Währung vom Markt bestimmt wird, dann stimmt dieser oft mit Kaufkraftparität und anderen Fundamentaldaten nicht überein.
Seit mehreren Jahren sieht sich die SNB dazu gezwungen, Franken zu drucken und auf den Markt zu werfen, um so den Kurs des Franken zu drücken. Das ist etwas leichter als seine eigene Währung zu stützen. Denn dafür muss man Devisen verkaufen, die der Notenbank dann irgendwann ausgehen.
Aber auch die umgekehrte Aktion hat ihren Preis: die Geldmenge bläht sich auf, die Zinsen rutschen weiter, und die Notenbank droht die Kontrolle über die Preisentwicklung zu verlieren.
Die Ankündigung eines de facto festen Wechselkurses zum Euro (der Euro-Franken-Kurs wird sicher nicht über 1,20 steigen) bedeutet, dass von nun an die Schweizer Geldpolitik nur noch ein Ziel haben kann, nämlich die Währung stabil zu halten.
Die geldpolitische Autonomie der Schweiz ist damit Geschichte. Sie wird zu einer Filiale der Europäischen Zentralbank (EZB) degradiert – mit dem zusätzlichen Nachteil, dass sie auch Marktschwankungen ausgleichen muss.
Vor der Einführung des Euro 1998 waren Frankreich und die anderen EU-Staaten, die ihre Währung an die D-Mark banden, jahrelang in der gleichen Lage. Österreich kennt dieses Gefühl bereits seit Anfang der siebziger Jahre. Auch Dänemark hält seit Jahren den Wechselkurs zum Euro stabil und ist damit de facto Teil der Eurozone.
Aber wenn man ohnehin keine geldpolitische Autonomie mehr hat, dann ist der Schritt zur gemeinsamen Währung nur logisch. Denn dann bringt die eigene Währung nichts mehr. Zwar mag es Vorteile bringen, sich das Schlupfloch einer Abwertung zu lassen, aber diese (für Anleger riskante) Möglichkeit wird im Finanzmarkt meist mit einem Zinsaufschlag bestraft.
Nun ist die Schweiz sicherlich von einem Euro-Beitritt noch weit entfernt, aber die neue Koppelung ist ein erster Schritt in die Richtung.
Für Griechenland und Portugal mag der Euro-Beitritt falsch gewesen sein, aber für die Schweiz, dessen Wirtschaft mit jener seiner Nachbarn so eng verflochten ist und die mindestens so wettbewerbsfähig ist wie Deutschland, würde der Beitritt zu einer gemeinsamen Währung vieles leichter machen.