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Philipp Hildebrand ist Chef der Schweizer Nationalbank.
In der trockenen Schweizer Hochfinanz genießt Philipp Hildebrand den Ruf eines kreativen Querdenkers. Deshalb scheint es nur passend, dass in einer Zeit, in der sich die Schweizerische Nationalbank (SNB) vor ihrer größten Herausforderung sieht, der 48-Jährige an ihrer Spitze steht.
Seit Ausbruch der Finanzkrise kämpft die Notenbank gegen den Kursanstieg des Schweizer Frankens, der die Wirtschaft des Landes schwer belastet, und hat am Montag einen einmaligen Schritt gesetzt, den manche Experten als riskant einschätzen. Hält die Deckelung gegen den Euro nicht, dann kommt der junge Notenbankpräsident gehörig unter Druck.
Schon zu Jahresanfang forderte Christoph Blochers Schweizer Volkspartei Hildebrands Rücktritt, weil die SNB durch erfolglose Devisenmarktinterventionen Milliarden verloren hat. Hildebrand ließ sich davon nicht beeindrucken: Die Aufgabe der Notenbank sei es nicht, Gewinne einzufahren, sondern Schaden für die Wirtschaft abzuwenden. "Es wäre fahrlässig gewesen, in diesem Umfeld nichts zu tun", sagte er in einem Interview.
Hartnäckigkeit hat Hildebrand einst im Schwimmbecken gelernt. Er war zweifacher Schweizer Schwimmmeister und verfehlte die Teilnahme an den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles nur knapp. Zweisprachig - Deutsch und Englisch - in der Nähe von Luzern aufgewachsen, studierte Hildebrand zunächst internationale Beziehungen in Toronto, erwarb ein Diplom in Genf und bildete sich dann in Florenz und Harvard weiter. Seinen Doktortitel erwarb er 1994 in Oxford.
Weltmännisch und eloquent begann er seine Laufbahn im Davoser Weltwirtschaftsforum, wechselte im Jahr 1995 zu einem amerikanischen Hedgefonds, ging nach fünf Jahren zur Zürcher Bank Vontobel und dann zu einer Genfer Privatbank. Ab 2003 war er Mitglied im dreiköpfigen Direktorium der Nationalbank, wurde 2007 zum Vizepräsident ernannt und gab dort vor allem nach Ausbruch der Finanzkrise den Ton an. Seine Ernennung zum Präsidenten im April 2009 kam für wenige überraschend.
Verheiratet ist er mit einer amerikanischen Galeristin mit pakistanischen Wurzeln; das Paar hat eine Tochter.
Besonders stolz ist Hildebrand auf seine Rolle bei der Rettung der Großbank UBS. Gegenüber linken Kritikern, die ihm zu viel Nähe zur Finanzlobby vorwerfen, verweist er auf die verschärfte Bankenregulierung, auf die er seit der Finanzkrise drängt. (Eric Frey, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 7.9.2011)