
Genf - Die UNO-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD) sieht in den Sparbemühungen verschiedener verschuldeter Staaten eine Gefahr für die weltweite Konjunktur. Die Maßnahmen drohten in ein Desaster münden, warnt sie in ihrem jährlichen Bericht zu Handel und Entwicklung.
Laut dem Bericht, der am Dienstag publiziert wurde, droht der Aufschwung in den Industrieländern abgewürgt zu werden. Das Wachstum der Weltwirtschaft, das für das laufende Jahr auf 3 Prozent geschätzt wird, könnte 2012 bereits auf 1,5 Prozent schrumpfen, so der Chefökonom der UNCTAD, Heiner Flassbeck.
"Die Situation ist sehr beunruhigend", konstatierte der Generalsekretär der Organisation, Supachai Panitchpakdi, am Dienstag in einer Medienkonferenz. "Die Verantwortlichen lassen sich zu stark von den Finanzmärkten beeinflussen."
Im besten Fall wird es laut Heiner Flassbeck in den Industrieländern zu einer längeren Stagnationsphase kommen. "Sollten die Staaten ihre Ausgaben weiter kürzen und auf Investitionen zur Ankurbelung der Wirtschaft verzichten, wird es zu einem Desaster kommen", so Flassbeck. Er warnte eindringlich vor einer neuen Rezession.
Um eine solche abzuwenden, propagiert die UNCTAD eine expansive staatliche Ausgabenpolitik. Damit würde die Nachfrage gestärkt, die Umsätze erhöht und schließlich die Steuereinnahmen erhöht.
Das Hauptargument für Sparmaßnahmen ist gemäß UNCTAD, dass sie das Vertrauen der Märkte zurückholen. Die Organisation ruft in Erinnerung, dass das "unverantwortliche Verhalten" zahlreicher Akteure der Finanzwirtschaft die Staaten zu teuren Rettungsaktionen gezwungen hatten. Die Entscheidungsträger sollten deshalb deren, Institutionen, insbesondere den Ratingagenturen, kein Vertrauen mehr entgegenbringen, folgert die UNCTAD.
Gemäß dem Bericht laufen Sparmaßnahmen ihrem eigentlichen Ziel, Budgetdefizite zu verringern, entgegen. Sie könnten zu Steuerausfällen führen, welche die Einsparungen mehr als kompensierten, so die UNCTAD.
Heiner Flassbeck führte das Beispiel Griechenland an, wo die drastischen Sparmaßnahmen zu einer Verschlimmerung der Rezession und zu einer Ausweitung des Budgetdefizits geführt hätten. Werde die Wirtschaft nicht mit Staatsausgaben angekurbelt, werde sie zusammenbrechen, so Flassbeck.
Die Vereinigten Staaten, die EU und Japan tragen zusammengenommen 70 Prozent zur weltweiten Wirtschaftsleistung bei. "Wenn das Wachstum in diesen drei Regionen zusammenbricht, ist es illusorisch zu erwarten, die Entwicklungs- und Schwellenländer könnten die Stagnation kompensieren", sagte Flassbeck weiter. (APA)