Paris - Die Ursache des Wildschweinsterbens im Nordwesten Frankreichs ist geklärt: Die Tiere, die an einem Strand in der Bretagne gefunden wurden, sind nach Einschätzung des staatlichen französischen Umweltinstituts Ineris an verrottenden Algen erstickt. Es sei "hochwahrscheinlich", dass das aus den angeschwemmten Algen entweichende Gas die Tiere getötet habe, stellte das Institut in einem Bericht fest.
In den Lungen und im Blut der Wildschweine sei ein hoher Gehalt an Schwefelwasserstoff gemessen worden. Außerdem hätten Luftproben ergeben, dass die Faulgasmischung der sich zersetzenden Algen in der Bucht von Gouessant inzwischen Rekordwerte von bis zu 3.000 Milligramm auf einem Kubikmeter erreicht habe. Diese Menge reiche aus, um einen Menschen "quasi auf der Stelle" zu töten, stellte das Institut fest. Da die Algen an den zugänglichen Strandabschnitten jedoch regelmäßig aufgesammelt und abtransportiert würden, bestehe für die Bevölkerung keine Gefahr.
Lange ignoriertes Problem
Bereits im August waren die örtlichen Behörden an der Cote d'Armor zu dem Ergebnis gekommen, dass in den Lungen der 36 toten Wildschweine ein hoher Gehalt an dem Gas festgestellt wurde. Sie wollten den dicken Algenteppich beziehungsweise das entweichende Faulgas aber nicht für den Tod der Tiere verantwortlich machen.
Die Algenpest in der Bretagne ist seit Jahren ein Problem. Umweltschützern zufolge entsteht sie durch die Düngemittel aus der Landwirtschaft, die massenhaft ins Meer gespült werden. Die Behörden müssen jeden Sommer zehntausende Kubikmeter verrottende Algen von den Stränden wegräumen; immer wieder werden Strände aus Sicherheitsgründen gesperrt. Die Bauern weisen die Verantwortung für die Algenpest jedoch zurück, und Staatschef Nicolas Sarkozy verteidigt sie: "Es wäre absurd, Schuldige auszumachen und mit dem Finger auf die Landwirte zu zeigen", sagte der Präsident unlängst. (APA/red)