Bild nicht mehr verfügbar.
Teile des Protestcamps am Rothschild-Boulevard im Zentrum Tel Avivs wurden gegen den Willen der Protestierenden geräumt.
Tel Aviv - Zwei Monate nach Beginn der größten sozialen Proteste in Israels Geschichte ist ein großer Teil der Zeltstadt in Tel Aviv gegen den Willen der Protestbewegung entfernt worden. Mitglieder der Protestbewegung sagten am Mittwoch, die Räumungskräfte seien nachts mit Lastwagen vorgefahren und hätten alle Zelten weggerissen, in denen sich gerade niemand aufgehalten habe. Der Protest hatte im Juli aus Ärger über hohe Mieten begonnen und sich dann landesweit ausgebreitet.
"Wir bleiben, bis es eine Lösung (der sozialen Probleme) gibt", sagte Yael, eine der Organisatorinnen der Zeltstadt. Die Stadtverwaltung hatte bereits am Vortag Flugblätter mit einer roten Rose an die Zelte in Tel Aviv geheftet. Die Bewohner wurden darin aufgefordert, diese bis zum Beginn des jüdischen Neujahrs Ende September zu räumen. Eine junge Frau klagte, Mitarbeiter der Stadtverwaltung hätten viele Zelte mit dem Eigentum der Bewohner abgerissen und abtransportiert. Das sei illegal. "Jetzt wird es Gewalt geben", meinte sie. Yael von der Protestleitung hingegen betont: "Alles muss friedlich bleiben."
Die Proteste in der Zeltstadt werden seit Wochen von Kundgebungen jeweils am Samstagabend nach Ende des Sabbats im ganzen Land begleitet, vor allem aber in Tel Aviv. Am vergangenen Samstag hatten bei den größten Protesten in Israels Geschichte etwa 450.000 Menschen landesweit mehr soziale Gerechtigkeit gefordert. Der unter massiven Druck geratene Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat Veränderungen angekündigt. Ein Expertenteam soll in Kürze Empfehlungen vorlegen. (APA)