Greifswald/Hannover  - Die neue EHEC-Therapie, die Ärzte in Greifswald und Hannover auf dem Höhepunkt der Erkrankungswelle erstmals an schwer erkrankten Patienten angewendet haben, war erfolgreich. Alle zwölf Patienten, die mit dem hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS) und schwersten neurologischen Ausfällen und Nierenversagen in den beiden Kliniken behandelt wurden, haben die Krankheit überlebt, teilte das Universitätsklinikum Greifswald mit.

Spezielle Blutwäschetherapie

Mediziner der Universitätskliniken Greifswald und Bonn hatten herausgefunden, dass neben dem Giftstoff Shigatoxin auch die Bildung von Antikörpern für die schwere Schädigung verantwortlich war. Die schwer HUS-Erkrankten wurden am Universitätsklinikum Greifswald (fünf Patienten) und der Medizinischen Hochschule Hannover (sieben Patienten) mit einer speziellen Blutwäschetherapie behandelt.

Zehn der zwischen 38 und 63 Jahre alten Patienten zeigten keine neurologischen Symptome mehr. Zudem seien alle betroffenen Patienten nicht mehr auf eine Dialyse angewiesen. Zwei Patienten befinden sich derzeit noch in der neurologischen Rehabilitation. Bei ihnen sei eine kontinuierliche Verbesserung des Gesundheitszustandes zu beobachten, sagte der Hannoveraner Mediziner Jan Kielstein. Die Ergebnisse wurden in der britischen Fachzeitschrift "The Lancet" veröffentlicht.

In Deutschland wurden zwischen Mai und Juli 2011 laut Robert Koch-Institut (Berlin) knapp 3.500 EHEC-Fälle gezählt. 50 Patienten, die sich mit dem aggressiven Darmkeim infiziert hatten, starben daran. Wie Kielstein weiter sagte, werden nach ersten Schätzungen deutschlandweit zwischen zehn bis 20 Patienten langfristig von der Dialyse abhängig sein. Rund zwei Drittel der 733 HUS-Patienten mussten mit einer Dialyse behandelt werden.

 

Der Erfolg sei unmittelbar spürbar gewesen, sagte der Greifswalder Transfusionsmediziner Andreas Greinacher. Andere Behandlungskonzepte wie der Plasma-Austausch und die Gabe eines Antikörpers hatten nach Angaben der Wissenschafter zuvor nicht gegriffen. (APA)