Bild nicht mehr verfügbar.

Die Unglücksmaschine, eine Jakowlew 42, stürzte nach dem Start nahe der Stadt Jaroslawl ab.

Foto: AP/Misha Japaridze

Moskau - Beim Absturz eines Passagierflugzeuges nahe der russischen Stadt Jaroslawl sind 43 Menschen ums Leben gekommen, unter ihnen alle Spieler des russischen Eishockey-Spitzenclubs Lokomotive Jaroslawl. Die Maschine sei am Mittwoch kurz nach dem Start vom Flughafen der zentralrussischen Stadt abgestürzt, teilten die Ermittlungsbehörden mit. Das Flugzeug war auf dem Weg in die weißrussische Hauptstadt Minsk. Die beiden Überlebenden der Katastrophe befinden sich nach Angaben des russischen Ministeriums für Zivilschutz im Krankenhaus. Ihr Zustand ist nach wie vor kritisch.

Rettungskräfte haben mittlerweile alle Opfer der Tragödie geborgen. Unter ihnen befand sich auch der deutsche Eishockey-Nationalspieler Robert Dietrich. Das Ministerium teilte am Donnerstagmorgen mit, Taucher seien insgesamt 30-mal in die Wolga gestiegen, um Tote zu bergen.

"Keine Hoffnung"

Die Nachrichtenagentur RIA Nowosti berichtete unter Berufung auf einen Polizeivertreter, an Bord der Maschine hätten sich 45 Insassen befunden, 37 Passagiere und acht Besatzungsmitglieder. Unter den Passagieren soll der gesamte Kader des russischen Eishockey-Erstligisten Lokomotive Jaroslawl gewesen sein, wie ein Vereinssprecher der Zeitung "Sowjetski Sport" sagte. "Es gibt keine Hoffnung", sagte Vereinssprecher Wladimir Malkin am Mittwoch der Sport-Zeitung zufolge.

Laut Medienberichten sollen mehrere ausländische Spieler unter den Opfern sein: der Schwede Stefan Liv, der Deutsche Robert Dietrich, der Slowake Pavol Demitra, der Weißrusse Ruslan Salei, der Lette Karlis Skrastins sowie die drei Tschechen Jan Marek, Karel Rachunek und Josef Vasicek (mehr dazu im Hintergrundbericht "Der düsterste Tag in der Geschichte unseres Sports").

Möglicherweise Antenne gestreift

Die Unglücksmaschine, eine Jakowlew 42 (Jak-42), stürzte den Behördenangaben zufolge um 16.05 Uhr Ortszeit (14.05 Uhr MESZ) nahe dem Flughafen ab. Laut Interfax driftete das Flugzeug nach dem Start plötzlich nach links ab. Die Maschine habe unmittelbar nach dem Start möglicherweise eine Antenne gestreift, hieß es. Das Flugzeug sei in zwei Stücke gebrochen und teilweise in die Wolga gestürzt. Als Absturzursache kämen ein technischer Defekt und menschliches Versagen infrage, sagte ein Flughafenmitarbeiter.

Allein in den vergangenen zwei Jahren kamen etwa 200 Menschen bei Flugzeugabstürzen in Russland ums Leben. Im Juni 2011 starben 47 Menschen, als eine Maschine bei schlechtem Wetter nahe der Stadt Petrosawodsk abstürzte. Nach diesem Unglück sowie vielen ähnlichen Flugzeugkatastrophen hatte die Führung in Moskau eine Überprüfung der oft noch zu Sowjetzeiten gebauten Maschinen angeordnet.

Eröffnungsspiel abgebrochen

Die Eishockey-Profimannschaft Lokomotive Jaroslawl war auf dem Weg zu einem Auswärtsspiel in der weißrussischen Hauptstadt Minsk. Das Team wird von einem Kanadier trainiert und hat laut der Internetseite der russischen Eishockey-Liga auch mehrere ausländische Spieler unter Vertrag, darunter befindet sich kein Österreicher. Bernd Brückler, der einzige österreichische Legionär in der russischen Liga, spielt für Sibir Nowosibirsk.

Lokomotive Jaroslawl war dreimal russischer Eishockey-Meister und hatte die Vorsaison als Tabellendritter abgeschlossen. Das Eröffnungsspiel der überregionalen Kontinentalen Eishockey-Liga (KHL) zwischen Ufa und Mytischtschi wurde aufgrund des Unglückes abgebrochen. "Die Spieler beider Clubs haben entschieden, dass das Weitermachen angesichts des Todes ihrer Freunde und Kollegen unmöglich ist", erklärte KHL-Präsident Alexander Medwedew. Die weiteren Erstrundenspiele der KHL wurden auf unbestimmte Zeit verschoben.

Russischen Agenturberichten zufolge wies Regierungschef Wladimir Putin Verkehrsminister Igor Lewitin an, sich umgehend an die Unglücksstelle zu begeben. In Russland kommt es immer wieder zu schweren Flugzeugunglücken mit teils veralteten Maschinen.

Absturz von Sportmannschaften

Bereits mehrmals in der Geschichte waren Sport-Teams von Flugzeugabstürzen betroffen. Am 4. Mai 1949 war etwa die gesamte Mannschaft des italienischen Fußballklubs AC Torino getötet worden, nachdem ihr Flugzeug beim Landeanflug mit der Basilika Superga kollidiert war. Das Team von Manchester United war 6. Februar 1958 an Bord einer Maschine, die in München abstürzte. Unter den 23 Toten befanden sich acht Spieler des englischen Traditionsvereins. 1961 kamen das gesamte 18-köpfige Eiskunstlaufnationalteam der USA und ihre 16 Angehörigen, die sich auf dem Weg zur Weltmeisterschaft in Prag befunden hatten, bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. (APA/red)