Bläst zur Attacke auf RHI: der Vorstandschef des brasilianischen Magnesita-Konzerns, Ronaldo Iabrudi.

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Bei feuerfesten Materialien kündigt sich eine beinharte Schlacht an. Magnesita aus Brasilien fordert mit einem Büro in Wien Konkurrent RHI an dessen Heimmarkt heraus. RHI geht seinerseits in die Höhle des Löwen und baut ein Werk in Brasilien.

Wien – Der Ton am Feuerfestmarkt wird rauer. Die stark zersplitterte Branche, in der das Spitzentrio RHI, Vesuvius und Magnesita zusammen auf einen Weltmarktanteil von rund 25 Prozent kommt, stehe vor einer Fusionswelle, sind Analysten überzeugt. "Wir wollen in diesem Konsolidierungsprozess eine stärkere Rolle spielen", sagte der Vorstandschef von Magnesita, Ronaldo Iabrudi, am Mittwoch bei einem Wien-Besuch vor Journalisten.

Ein Grund für die Stippvisite war die Eröffnung eines Büros. Von Wien aus wollen die Brasilianer künftig vor allem in Osteuropa punkten und Erzkonkurrent RHI Kunden abspenstig machen – insbesondere im Bereich Zement, Keramik und Petrochemie.

RHI selbst gibt nächste Woche den Startschuss für den Bau eines Werks im Hinterland von Rio de Janeiro. Vor vier Jahren wollte der damalige RHI-Chef Andreas Meier den brasilianischen Konkurrenten übernehmen. Daraus wurde nichts: Die Wunschvorstellungen des damaligen Eigners von Magnesita für den Kaufpreis waren zu hoch. Stattdessen stieg eine Gruppe von Finanzinvestoren ein.

Magnesita stellt wie RHI Auskleidungen für Hochöfen her, die Temperaturen von 1000 Grad und mehr standhalten. Abnehmer ist einerseits die Stahlindustrie; immer mehr feuerfeste Materialien werden aber auch für Brennöfen geliefert, die in der Zement- und Glasindustrie zum Einsatz kommen. In Wien will sich Magnesita auf diese Sparte konzentrieren.

Spekulationen, wonach Magnesita den von RHI-Investor Martin Schlaff gehaltenen Knapp-30-Prozent-Anteil, übernehmen könnte, quittierte der Chef des an der Börse in São Paulo gelisteten Unternehmens mit den Worten: "Dazu möchte ich keinen Kommentar abgeben.

RHI: Struzl folgt auf Jensen

Bei der RHI gibt es wiederum einen aufsehenerregenden Führungswechsel. Der amtierende Vorstandsvorsitzende, Henning E. Jensen, hat mit sofortiger Wirkung seine Funktion zurückgelegt, teilte der börsenotierte Konzern mit. Ihm folgt Franz Struzl nach. Struzl, 69, war zwölf Jahre als Vorstandsmitglied der Voestalpine und davon die letzten drei Jahre in der Funktion des Vorstandsvorsitzenden tätig, bevor er wegen Insiderhandels aus dem Stahlkonzern ausscheiden musste. Zuletzt leitete Franz Struzl Villares Metals, Brasilien, ein Unternehmen der Böhler-Uddeholm-Gruppe. Seine Aufsichtsratstätigkeit bei der insolventen A-Tec Industries hat Struzl erst vor kurzem beendet. (stro, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8.9.2011)