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DSK hat sich bisher nicht öffentlich geäußert.

Foto: EPA

Die Aufregung war grenzenlos, als Dominique Strauss-Kahn am Sonntagmorgen am Pariser Flughafen Roissy-Charles-de-Gaulle eintraf. Der 62-jährige Franzose hätte sich mit seiner Frau Anne Sinclair über einen Notausgang absetzen können, nachdem das New Yorker Gericht das Verfahren wegen seiner Sexaffäre einstellte. Doch DSK bevorzugte eine mediale Inszenierung mit breitem Lächeln, Zuschauerapplaus und einem einzigen Hinweis zum Journalistenpulk: "à bientôt" - auf bald!

Bald ist die Woche um, doch Strauss-Kahn bleibt stumm. Kein Interview, kein Wort folgt auf die lärmige Ankunft. An der schicken Place des Vosges im Pariser Marais-Viertel warten die Fotografen und Satellitenübertragungswagen vergeblich. Nur ab und zu gehen Blitzlichter los, wenn sich das Garagentor öffnet und eine Limousine mit verdunkelten Scheiben ausfährt.

Dabei möchte ganz Frankreich wissen, was am 14. Mai in der Sofitel-Suite zwischen dem Spitzenpolitiker und der Zimmerfrau Nafissatou Diallo wirklich vorgefallen ist - und wie sich der sozialistische Fastpräsidentschaftskandidat seine politische Zukunft vorstellt. Doch der mögliche Auskunftgeber schweigt.

Auch seine Partei äußert sich nicht

Die Spannung ist umso größer, als seine sozialistischen Parteifreunde selber an ihn verweisen: Sowohl Parteichefin Martine Aubry als auch Ségolène Royal weichen der Frage aus, ob sie den ausgewiesenen Ökonomen noch als Minister in ihre Regierung holen würden, falls sie im nächsten Mai Staatspräsidentin würden. Dass DSK selber ins Rennen um das Élysée einsteigen könnte, wird weithin ausgeschlossen.

Sicher ist aber niemand. Gerüchteweise wollte Strauss-Kahn zuerst der konservativen Zeitschrift le point ein Interview geben; neuerdings ist die Rede von einem Auftritt in der Tagesschau des größten TV-Senders TF1. Moderatorin Claire Chazal hatte für Strauss-Kahns Gattin Sinclair Mitgefühl gezeigt. Bei ihr hätte DSK ein Heimspiel und zugleich ein Gegenmittel zum Umstand, dass es vor allem Frauen - Feministinnen, die Grünen-Chefin Cécile Duflot, indirekt auch Aubry - waren, die seine hochmediale Rückkehr kritisierten. (Stefan Brändle aus Paris, DER STANDARD, Printausgabe, 8.9.2011)