Die noch glühende Erde während eines Meteoritenhagels, der womöglich das Gold auf den Planeten brachte.

Illustration: Julian Baum / Take 27 Ltd

London/Wien - Bei ihrer Entstehung vor rund 4,6 Milliarden Jahren war die Erde glühend heiß. Im Zuge der allmählichen Abkühlung sammelte sich das flüssige Eisen nach und nach im Erdkern und nahm dabei Edelmetalle wie Gold und Platin mit ins Erdzentrum - und zwar in solchen Mengen, dass diese Vorräte die Erdoberfläche mit einer vier Meter dicken Schicht bedecken würden.

Diese Goldmengen liegen aber in völlig unerreichbaren Tiefen. Was wir abbauen können, ist nur ein Bruchteil davon: Würde man alles bereits geborgene Gold zu einem Würfel einschmelzen, hätte der eine Kantenlänge von gerade einmal gut 20 Metern.

Wenn die Rekonstruktion der Erdentstehung stimmt, dann würden sich freilich immer noch viel zu viel Edelmetall in den uns zugänglichen Gesteinsschichten befinden. Wie aber kam es dorthin? Geochemiker der Universitäten Bristol und Oxford gaben nun im Fachmagazin "Nature" eine spektakuläre Antwort: Die Forscher um Matthias Willbold gehen davon aus, dass Gold und andere Edelmetalle durch heftigen Meteoritenbeschuss vor rund vier Milliarden Jahren in der obersten Schicht des Erdmantels landeten.

Auf die Spuren der Einschläge, die sich bereits rund 200 Millionen Jahre nach der Entstehung der Erde ereignet haben dürfte, stießen die Geochemiker indirekt in mehr als vier Milliarden Jahre altem Gestein aus Grönland, das noch aus einer Zeit vor dem mutmaßlichen Meteoritenbombardement stammt.

Willbold und seine Kollegen haben darin allerkleinste Restbeständen des raren Schwermetalls Wolfram analysiert, das in zwei unterschiedlichen Isotopen existiert. Das Ergebnis der Untersuchung: In dem Grönland-Gestein ist das Verhältnis der beiden Wolfram-Formen anders als im restlichen Erdmantel.

Die "logischste Erklärung" dafür liefert ein späterer Meteoritenbeschuss, der auch die übrigen Edel- und Schwermetalle gebracht habe. Laut Willbold gingen damals immerhin 40 Milliarden Milliarden Tonnen Asteroidenmaterial auf Erden nieder. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 8. 9. 2011)