
Das Passnetzwerk gegen die Türken weist gegenüber dem Deutschland-Spiel sowohl Kontinuitäten als auch Umbrüche auf. Im Gegensatz zum vergangenen Freitag erwiesen sich die Österreicher über weite Strecken als spielbestimmend und entwickelten konstruktivere Strukturen. Dennoch finden wir wieder eine signifikante Asymmetrie zwischen linkem und rechtem Flügel. Mit dem Wechsel Alabas vom zentralen Mittelfeld auf den linken Flügel hat sich der Beziehungsschwerpunkt noch deutlicher nach außen beziehungsweise in die Spitze verlagert. Zwischen Fuchs, Alaba und Arnautovic etablierte sich das spielbestimmende Dreieck, dessen ausgeprägte Reziprozitäten (Fuchs-Alaba, Alaba-Arnautovic) das doppelpassorientierte Aufbauspiel dokumentieren. Entscheidend dafür war auch Arnautovics gesteigertes Bemühen, die Offensive mitzugestalten. Zudem stehen Pogatetz als Sender und Harnik als Empfänger mit dieser Triade in Verbindung. Die robuste Verkettung der Verteidigungslinie vervollständigt den Eindruck einer linksdrehenden Spirale im Strukturbild.
Während das Netzwerk sein Beziehungszentrum gegen Deutschland in der Mitte bildete, lassen sich im Türkei-Match allenfalls Substrukturen erkennen. Besonders die Rolle Scharners für den Aufbau mutet diffus an. Es klafft eine bemerkenswerte Differenz zwischen absolutem Zentralitätskoeffizienten (129) und relativer Wirkungslosigkeit. Die rechte Flügelachse (Dag-Royer) erscheint isoliert vom Rest des Teams. Die Schnelligkeit und Wendigkeit von Royer wurde zwar mit Wechselpässen in den Flügelraum bedient, allerdings fehlte ihm dort oft der Anschluss zur Mitte beziehungsweise in die Spitze. Im sukzessiven Versanden seines spielerischen Engagements spiegelte sich der Zerfallsprozess wie in einem Brennglas: Denn je länger die Partie dauerte, umso ratloser wirkte die Rastlosigkeit der rotweißroten Rasselbande. (Helmut Neundlinger; DER STANDARD Printausgabe 8. September 2011)
DIE MEISTEN PÄSSE/PASSVERSUCHE
1. Arnautovic-Alaba 20
2. Pogatetz-Schiemer 18
3. Alaba-Fuchs 16
4. Arnautovic-Fuchs 13
5. Schiemer-Dag 12
5. Alaba-Arnautovic 12
7. Scharner-Arnautovic 11
7. Fuchs-Pogatetz 11
7. Harnik-Alaba 11
7. Pogatetz-Baumgartlinger 11
7. Harnik-Fuchs 11
12. Scharner-Pogatetz 10
12. Scharner-Harnik 10
AM ÖFTESTEN ANGESPIELT
1. Arnautovic 74
2. Scharner 67
3. Harnik 64
4. Alaba 63
5. Baumgartlinger 54
6. Pogatetz 52
7. Fuchs 42
7. Schiemer 42
9. Royer 34
10. Dag 29
11. Hoffer 13
*Gegebene und angenommene Pässe
GABEN DIE MEISTEN PÄSSE
1. Pogatetz 66
2. Fuchs 64
3. Scharner 62
4. Baumgartlinger 61
5. Alaba 59
6. Schiemer 55
7. Arnautovic 50
8. Dag 45
9. Harnik 32
10. Grünwald 23
SCHLÜSSELSPIELER*
1. Scharner 129 (62/67)
2. Arnautovic 124 (50/74)
3. Alaba 122 (59/63)
4. Pogatetz 118 (66/52)
5. Baumgartlinger 115 (61/54)
6. Fuchs 106 (64/42)
7. Schiemer 97 (55/42)
8. Harnik 96 (32/64)
9. Dag 74 (45/29)
10. Royer 53 (19/34)
11. Grünwald 35 (23/12)
12. Hoffer 23 (10/13)
*Gegebene und angenommene Pässe
ERFOLGREICHE PÄSSE IN PROZENT
1. Baumgartlinger 91,80 (56 von 61)
2. Pogatetz 89.39 (59 von 66)
3. Schiemer 87,27 (48 von 55)
4. Arnautovic 86,00 (43 von 50)
5. Scharner 80,65 (50 von 62)
6. Dag 80,00 (36 von 45)
7. Fuchs 79,69 (51 von 64)
8. Royer 78,95 (15 von 19)
9. Harnik 78,13 (25 von 32)
10. Alaba 77,97 (46 von 59)
11. Grünwald 69,57 (16 von 23)
TEAMANTEIL ERFOLGREICHER PÄSSE
1. Pogatetz 13,07
2. Baumgartlinger 12,42
3. Fuchs 11,31
4. Scharner 11,09
5. Schiemer 10,64
6. Alaba 10,20
7. Arnautovic 9,53
8. Dag 7,98
9. Harnik 5,54
10. Grünwald 3,55
11. Royer 3,33
Der Ansatz
Die Spielzüge werden aufgenommen und codiert. Der Datensatz wird netzwerkanalytisch ausgewertet, das Ergebnis wird interpretiert. In der Grafik werden die Ballwege zu den drei wichtigsten Passpartnern verdeutlicht. Die Kreisgrößen ergeben sich aus den Summen angekommener und abgegebener Pässe.
Die Analytiker
FAS.research mit Sitz in Wien und New York war schon bei den Weltmeisterschaften 2006 und 2010 sowie bei der EURO 2008 im Einsatz und beobachtet exklusiv für den Standard Österreichs EM-Quali-Spiele.
Team
Ruth Pfosser, Helmut Neundliger, Wolfgang Streibl und Harald Katzmair