Istanbul - Nach der Plünderung von Waffenlagern in Libyen warnen Experten vor einer unkontrollierten Verbreitungen tragbarer Luftabwehrraketen. Es wachse die Sorge, dass verschwundene Waffensysteme in die Hände von Terrorgruppen wie Al-Kaida gelangen könnten, berichtete die "New York Times" am Donnerstag. Mit den Raketen, die von der Schulter abgefeuert werden, können Anschläge auf Flugzeuge verübt werden.
Noch sei unklar, ob Al-Kaida oder andere Terrorgruppen an die Raketen-Waffen gekommen seien, zitierte die Zeitung einen namentlich nicht genannten US-Offizier. Geheimdienste gingen aber davon aus, so der Bericht.
Ein Reporter des Blattes fand in einem unbewachten Waffenlager der libyschen Hauptstadt leere Kisten, die als Verpackung für Flugabwehrraketen ausgezeichnet waren. In Libyen ist das russische System SA-7 verbreitet. Diese Raketen wurde bereits in den Händen der Rebellen gesehen, wobei die mit einem Infrarot-Suchkopf ausgestattete Waffe keinen praktischen Nutzen hat, da die NATO über Libyen ein Flugverbot durchgesetzt hat. Die SA-7 ist bereits aus anderen Krisengebieten auf den Schwarzmarkt gelangt.
Nach Angaben der "New York Times" wurde in dem unbewachten Waffenlager in Tripolis auch eine Kiste des neueren Luftabwehrsystems SA-24 gefunden, das von der Schulter oder mit einer auf ein Fahrzeug montierten Abschussanlage abgefeuert werden könne. Der russische Hersteller habe erklärt, dass an Libyen nur das Fahrzeug-System verkauft worden sei.
Die US-Regierung habe die politische Führung der Rebellen aufgefordert, Waffenlager besser zu schützen, sagte John Brennan, Antiterror-Berater im Weißen Haus. Die Situation in Libyen mache sehr besorgt. Viele Teile des Landes seien derzeit ohne echte Kontrolle. (APA)