Linz - Der ÖVP-Bauernbund kündigt einen politisch "heißen Herbst" an. Stoff für einen Konflikt mit dem Koalitionspartner bieten der Ferkelschutz in der Schweinezucht und Vermögenssteuern. Das machten Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich, Bauernbundpräsident Fritz Grillitsch und der Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, Gerhard Wlodkowski, in einer Pressekonferenz bei der Rieder Messe am Donnerstag klar.

Die Bauernvertreter werfen Gesundheitsminister Alois Stöger überzogene Tierschutzauflagen vor. Er wolle den Ferkelschutzkorb, der verhindern soll, dass die Neugeborenen von der Muttersau erdrückt werden, abschaffen. Das würde 500.000 Ferkeln pro Jahr das Leben kosten. Außerdem würden dann mindestens 30 Prozent der Schweinebauern ans Aufhören denken. Nach einem de-facto-Abbruch der Verhandlungen über die Zukunft des Ferkelschutzkorbes im Sommer habe er in einem Vier-Augen-Gespräch von Stöger die Zusage erhalten, dass die Verhandlungen fortgesetzt würden, berichtete Berlakovich. Er erwarte dabei eine praktikable Lösung. Die Landwirtschaft habe Stöger als Kompromiss angeboten, dass die Haltung der Muttersauen im Korb auf 13 Wochen halbiert werden könnte.

"Keine Tierquäler"

"Unsere Bauern sind keine Tierquäler", versicherte Berlakovich. Das Ferkelschutzkorb-System werde fast in ganz Europa angewendet, nur Schweden und die Schweiz hätten es abgeschafft. Dort hätten 90 Prozent der Betriebe aufgehört, beziehungsweise sei der Schweinepreis auf das Doppelte gestiegen. Der Minister warnte, weniger heimische Produktion hätte Importe aus Ländern zu Folge, die riesige Produktionseinheiten mit tausenden Tieren und den Einsatz von Wachstumsförderern hätten. Als Beispiel nannte er Brasilien. Das würde das Ende des heimischen Schnitzels bedeuten. Schon bei der Messeeröffnung am Mittwoch war der Streit um den Ferkelschutz Grund für eine Bauerndemonstration und eine Übergabe einer Petition an Bundespräsident Heinz Fischer.

Nein zu Vermögenssteuern

Wie insgesamt von der ÖVP kommt auch von deren Teilorganisation Bauernbund ein kategorisches Nein zu Vermögenssteuern. Die SPÖ habe sie aus der "ideologischen Mottenkiste" ausgegraben. Grillitsch appellierte an die Bundesregierung, das "Raubrittertum mit neuen Steuern" zu beenden. Die Forderung nach einer "Reichensteuer" sei populistisch, weil sich niemand "reich" fühle. Enden werde es aber bei der Grundsteuer. Das treffe die Häuslbauer und die Bauern. Letztere würden aber nicht vom Grundverkauf sondern von dessen Bewirtschaftung leben. Eine höhere Grundsteuer wäre ein existenzgefährdender Substanzverlust, lautet ein Bauernbund-Argument. (APA)