Bild nicht mehr verfügbar.
Feiern in Skopje.
Skopje - Der mazedonische Staatspräsident Gjorge Ivanov hat anlässlich des 20. Unabhängigkeitstages des Balkanlandes zur Realisierung der strategischen Ziele, der NATO- und EU-Eingliederung, aufgerufen. Dies werde allen Versuchen ein Ende setzen, die eigenständige Existenz des Landes in Frage zu stellen, sagte der Staatschef am Mittwochabend bei einer Festveranstaltung in der mazedonischen Oper in Skopje. In Anspielung auf den jahrelangen Namensstreit mit Griechenland, der die EU- und NATO-Annäherung Mazedoniens blockiert, meinte sein Präsident, dass eine Lösung keineswegs in die Identität, Sprache, Kultur und die Verfassung Mazedoniens eingreifen dürfe. Der selbstständige Staat müsse mutig und verantwortungsbewusst seine Beschlüsse fassen und Verantwortung dafür übernehmen, so Ivanov.
Keine Lösung in Sicht
Eine Lösung des Namensstreits ist nach wie vor nicht in Sicht. Athen kritisiert eine "slawische Usurpierung der griechischen Geschichte und Kultur" und wittert heimliche territoriale Ansprüche auf nordgriechische Gebiete. Insbesondere nehmen die Griechen daran Anstoß, dass sich die Präambel der mazedonischen Verfassung auf die "Antifaschistische Proklamation der jugoslawischen Völker" (AVNOJ) aus dem Jahr 1944 beruft, die sich wiederum auf ein geografisch größeres Mazedonien bezieht. In die Vereinten Nationen wurde der Staat daher im April 1993 unter einem vorläufigen Namen - "Frühere Jugoslawische Republik Mazedonien" (FYROM) - aufgenommen.
Der mazedonische Präsident rief den konfliktfreien Ausstieg der ehemaligen Teilrepublik aus dem zerfallenen Jugoslawien in Erinnerung, während auf dessen Gebiet bereits Kriege tobten. "Die größten und die wichtigsten sind jene Siege, die im Frieden erfolgen", so Ivanov.
95 Prozent für Unabhängigkeit
Die Bürger Mazedoniens hatten sich am 8. September 1991 in einer Volksabstimmung, die zum Teil von der albanischen Volksgruppe boykottiert worden war, zu 95 Prozent für die Unabhängigkeit ausgesprochen. Zehn Tage später wurden die Referendumsergebnisse durch eine Parlamentserklärung bestätigt.
Die Feierlichkeiten zum Unabhängigkeitstag wurden am Donnerstag mit der Kranzniederlegung am Grab des bei einem Flugzeugabsturz im Jahr 2004 ums Leben gekommenen Staatschefs Boris Trajkovski fortgesetzt. Anlässlich des Unabhängigkeitstages wurde bereits am Mittwoch der modernisierte Flughafen von Skopje eröffnet, heute auch eine Autobahnstrecke zwischen Kumanovo und Tabanovci im Norden des Landes.
Die zentralen Feierlichkeiten sind für die Abendstunden im Zentrum von Skopje unter Teilnahme von 300 Künstlern geplant. Premier Nikola Gruevski soll auch einen Springbrunnen eröffnen, in dessen Zentrum die im Juni errichtete, 23 Meter hohe Bronzestatue von Alexander dem Großen (356-323 v. Chr.), dem antiken Feldherrn und makedonischen Monarchen, steht. Wegen der Proteste Athens wurde die Statue über Nacht in den "Soldaten auf dem Pferd" umgetauft.
Die führende oppositionelle sozialdemokratische Partei (SDSM) will den Feierlichkeiten fernbleiben. Die Partei des ehemaligen Premiers und Staatschefs Branko Crvenkovski wirft der regierenden nationalkonservativen VMRO-DPMNE ( "Innere Mazedonische Revolutionäre Organisation-Demokratische Partei für die Nationale Einheit") vor, den Jahrestag zur Parteiwerbung missbrauchen zu wollen. Von der Opposition wird auch die von der Regierung forcierte, äußerst kostspielige Modernisierung der Hauptstadt "Skopje 2014" heftig kritisiert. Nach Oppositionsangaben soll das Bauvorhaben in Hunderte Millionen Euro gehen, während sich die Arbeitslosigkeit auf 30 Prozent beläuft. (APA)