Die Schlagzeilen waren Wolfgang Katzian sicher. Seine Forderung nach Extralohnrunden für Frauen findet viele Anhänger. Die Frauenministerin ist dafür, die Grünen sind dafür, sogar das BZÖ kann sich mit der Idee des GPA-Chefs anfreunden. Der noch nicht ganz ausgegorene Vorschlag, wie Katzian selbst einräumt, wirft aber mehr Fragen auf als er beantwortet.
Wenn man Frauen in einer schlecht bezahlten Branche eine zusätzliche Erhöhung des Kollektivvertrags gewährt, wären natürlich Männer, die den gleichen Job für den gleichen niedrigen Lohn machen, benachteiligt. Eine Diskriminierung - und dass Frauen grundsätzlich am Arbeitsmarkt benachteiligt sind ist unstrittig - würde also mit einer anderen Diskriminierung bekämpft. Jetzt kann man einwenden, das würde nur sehr wenige Männer treffen, weil sie in der Regel auch bei schlechter Ausbildung besser bezahlt werden als gut qualifizierte Frauen. Stimmt, trotzdem sind neue Diskriminierungen nicht die Lösung.
Wahrscheinlich weiß Katzian das auch. Mit seiner zugespitzten Botschaft bringt er aber wieder frischen Wind in die Diskussion. Vielleicht kann man jetzt besser über die bestehenden Probleme reden: dass Frauen oft schlechter eingestuft sind, dass sie weniger Zulagen bekommen, dass Karenzzeiten je nach Branche unterschiedlich angerechnet werden. Wenn hier etwas weitergeht, kann man Katzian ein bisschen Populismus verzeihen. (DER STANDARD, Printausgabe, 9.9. 2011)