Der Auftritt konnte bei einstigen Sympathisanten Zweifel wecken: War es am Ende doch nicht so schade, dass das Liberale Forum aus dem Nationalrat flog? Als Aktivist der dahinsiechenden Partei stellte sich der Manager Werner Becher im "Club 2" vor - um Österreich dann in die Nähe zu "Nordkorea" zu rücken, den Sozialstaat mit blanker Ahnungslosigkeit zu attackieren und - im Verein mit "Presse"-Chefredakteur Michael Fleischhacker - Warnungen vor sozialem Unfrieden mit mafiösen Drohungen zu vergleichen. Viel undogmatischer, gerade im Vergleich zu seinen Nachfolgern an der ÖVP-Spitze, argumentierte der Ex-Politiker und Unternehmer Josef Taus, der auch bei Exkursen keine leeren Kilometer machte. Auf jene Abwege, auf die hingegen Arbeitslosenvertreterin Karin Rausch die Debatte führte, werden ihr außer Fleischhacker wohl wenige Zuhörer gefolgt sein.
Dennoch landete die - wenn man so will - linke Diskussionshälfte, die von der Journalistin Ulrike Herrmann und dem Wirtschaftsforscher Markus Marterbauer komplettiert wurde, einen Punktesieg. Dass der Staat nicht nur Sparprogramme brauche, sondern auch neue Einnahmen, blieb unwidersprochen, selbst Reichensteuern (Erbschaften!) waren kein Tabu - und der ÖVPler Taus machte Werbung für den Sozialdemokraten Marterbauer: "Faymann sollte Sie in sein Beraterteam nehmen." (Gerald John/DER STANDARD; Printausgabe, 9.9.2011)