Bregenz - Die Zahl der Suizide ist in Vorarlberg im vergangenen Jahr im Vergleich zu den Jahren davor angestiegen. 2010 nahmen sich 56 Vorarlberger das Leben, während in den Jahren 2007, 2008 und 2009 jeweils 49 Personen ihrem Leben ein Ende gesetzt hatten. Beobachte man die längerfristige Entwicklung, so ergebe sich für Österreich und Vorarlberg aber ein sehr positiver Trend, betonten Albert Lingg, Isabel Bitriol-Dittrich und Reinhard Haller als Autoren des am Donnerstag veröffentlichten Vorarlberger Suizidberichts. Noch 1985 hatten sich 81 Vorarlberger umgebracht.
Die 56 Vorarlberger Suizidopfer des vergangenen Jahres teilen sich auf in 43 Männer und 13 Frauen. Bei der Suizidrate lag Vorarlberg mit 15,2 Selbsttötungen pro 100.000 Einwohner in der Österreich-Bundesländer-Statistik auf dem sechsten Platz vor der Steiermark (17,5), Salzburg (18,3) und Kärnten (19,7). Bei insgesamt 1.261 (2010: 1.273) Suiziden in Österreich wiesen im vergangenen Jahr Wien (12,6) und und das Burgenland (13,7) die niedrigsten Suizidraten auf. Der bundesweite Durchschnitt belief sich auf 15,0 und entsprach damit exakt dem von der WHO vorgegebenen Ziel.
Beziehungskrisen und Druck im Beruf
Zur Altersverteilung der Suizidopfer des vergangenen Jahres berichteten die Studienautoren von einer Kinderselbsttötung, hingegen wurde in der Altersgruppe der Personen über 85 Jahre kein Suizid registriert. Die Hälfte der Suizidopfer war zwischen 35 und 54 Jahre alt. Diese Altersgruppen seien von "verstärktem Druck im Berufsleben und nicht minder von Beziehungskrisen und Trennungen besonders betroffen", hieß es im Bericht.
Weiters gingen die Autoren auf den Zusammenhang zwischen einer Krebserkrankung und Suizid ein. Eine vor kurzem abgeschlossene Studie, die die Bundesländer Vorarlberg, Tirol und Salzburg berücksichtigt, zeige auf, dass Krebspatienten gegenüber der Allgemeinbevölkerung eine deutlich höhere Suizidrate aufweisen. Besonders betroffen seien ältere Männer, die an einem Karzinom der Prostata, des Darms oder des HNO-Bereichs erkrankt sind. Diesbezüglich forderte Haller den Ausbau der psychosozialen Betreuung.
Präventionsprogramme seien ein wichtiger Schlüssel, um den positiven Trend seit den 1980er Jahren fortzusetzen, betonten die Autoren. "Deshalb muss dringend darauf geachtet werden, dass die für die Suizidverhütung wichtigen niederschwelligen Beratungs- und Krisendienste wie auch die gemeindenahen und stationären Behandlungsstellen für psychisch kranke und süchtige Menschen gegenüber der Hightech-Medizin nicht ins Hintertreffen geraten", sagte Haller. (APA)