Die Wiener Börse hat am Freitag kräftig verloren. Der Wiener Aktienindex ATX büßte 116,95 Punkte oder 5,41 Prozent auf 2.046,13 Punkte ein und beendete den Handel mit dem tiefsten Schlusskurs seit mehr als zwei Jahren. Unter Berücksichtigung der Indexstände im Handelsverlauf ist der ATX noch etwas von seinem Jahrestief entfernt. Am 9. August war der Index zeitweise sogar unter 2.000 Punkte gefallen, konnte sich dann aber vor Handelsschluss noch deutlich erholen.

Bereits im Frühhandel war die Börse vor dem Hintergrund von Konjunkturängsten und einem sehr schwachen internationalen Börsenumfeld mit Verlusten gestartet. Das von US-Präsident Barack Obama am Vorabend präsentierte Konjunkturprogramm brachte nicht die erhofften positiven Impulse, hieß es am Markt. Zudem dürften einige Marktteilnehmer angesichts der aktuell großen Unsicherheit ihre Positionen vor dem Wochenende sicherheitshalber verkauft haben, berichteten Händler.

Am Nachmittag fielen die Börsen dann nach der Meldung des Rücktritts von EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark noch tiefer ins Minus. Die Europäische Zentralbank (EZB) bestätigte am Freitagnachmittag entsprechende Marktgerüchte. Grund für Starks Abgang sei ein Zerwürfnis über die vor allem in Deutschland umstrittenen Staatsanleihenkäufe der EZB, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters von zwei mit Starks Beweggründen vertrauten Personen.

Besonders belastet wurde der ATX zudem von den massiven Verlusten der schwergewichteten Verbund-Aktie sowie den beiden Bankenwerten. Erste Group büßten am Freitag 9,03 Prozent auf 21,60 Euro ein. Raiffeisen verloren 11,23 Prozent auf 24,50 Euro. Beide Aktien schlossen damit auf neuen Zweijahrestiefs. In ganz Europa gaben Bankwerte vor dem Hintergrund von Schuldenkrise und Stark-Rücktritt deutlich nach.

Die Verbund-Aktie fiel nach einer Gewinnwarnung des Stromversorgers um kräftige 11,55 Prozent auf 22,20 Euro und war damit der Tagesverlierer im prime market. Der Stromproduzent hatte am Vorabend in seinem Finanzausblick für 2011 ein Konzernergebnis von circa 380 Mio. Euro und ein operatives Ergebnis von rund 780 Mio. angekündigt.

Für 2012 erwartet der Verbund laut seinem Ausblick nur ein Konzernergebnis zwischen 450 und 500 Mio. "Der Ausblick für das nächste Jahr ist eine ganz herbe Enttäuschung", sagte der Erste Group-Analyst Christoph Schultes zur APA. Aufgrund von gestiegenen Strompreisen, besserer Wasserführung und gestiegenen Kapazitäten war von mehr auszugehen, erklärt der Experte. Auch die Aktie der am Verbund beteiligten EVN kam stark zurück und fiel um 3,73 Prozent auf 10,59 Euro.

Auch die anderen ATX-Schwergewichte sahen am Freitag massive Verluste. Voestalpine verloren 7,34 Prozent auf 23,17 Euro. OMV büßten 3,45 Prozent auf 25,46 Euro ein. Die beiden einzigen Gewinner im prime market waren S Immo (plus 1,24 Prozent auf 3,75 Euro) und Post (plus 0,39 Prozent auf 21,69 Euro). (APA)

Die größten Kursgewinner der letzten sieben Tage:

1. CENTURY CASINOS INC +6,13 Prozent

2. LINZ TEXTIL HOLDING AG +1,48 Prozent

3. AGRANA BETEILIGUNGS-AG +1,20 Prozent

4. FRAUENTHAL HOLDING AG +1,08 Prozent

Die zehn größten Kursverlierer der letzten 7 Tage:

1. A-TEC INDUSTRIES AG -18,65 Prozent

2. ZUMTOBEL AG -17,72 Prozent

3. VERBUND AG KAT. A -15,65 Prozent

4. PALFINGER AG -14,89 Prozent

5. RAIFFEISEN BANK INTERNAT. AG -11,36 Prozent

6. ERSTE GROUP BANK AG -10,00 Prozent

7. STRABAG SE -8,63 Prozent

8. WARIMPEX FINANZ- UND BET. AG -8,21 Prozent

9. VOESTALPINE AG -8,08 Prozent

10. RHI AG -8,06 Prozent