Wien - Die Vorboten des internationalen Wirtschaftsabschwungs haben Österreichs Unternehmen erreicht und zeigen sich in deutlichen Rückgängen im Wifo-Konjunkturtest, einer monatlich durchgeführten Befragung von 1.500 österreichischen Unternehmen. "Ein Abreißen der Konjunktur können wir bisher nicht feststellen, aber es geht ohne Zweifel nach unten", sagt Wifo-Konjunkturexperte Marcus Scheiblecker am Freitag zur APA. "Wir reden nicht von einer Rezession, können aber nicht ausschließen, dass es in einem Quartal einmal ein negatives Vorzeichen gibt."

Ökonomen definieren eine Rezession als zwei aufeinanderfolgende Quartale mit schrumpfender Wirtschaftsleistung. Wie berichtet, hat die OECD in ihrem am Donnerstag veröffentlichten Zwischenbericht Deutschland im 4. Quartal 2011 einen Rückgang von 1,4 Prozent vorausgesagt.

Ob eine Wiederholung von 2008 drohe, als ab September Nachfrage und Produktion regelrecht abgestürzt waren, könne man derzeit nicht beurteilen, sagte Scheiblecker: "Es gibt kein allgemeingültiges Modell, jede Krise entwickelt sich anders."

Der Abschwung müsse nicht zwingend wieder so intensiv ausfallen wie 2008, es gebe heute aber eine Reihe von Risikofaktoren wie die Banken, die Schuldenkrise und die Aktienmärkte. In zwei Monaten habe man wahrscheinlich ein besseres Bild vom gegenwärtigen Konjunkturrückgang, sagte Scheiblecker.

Spielraum der Regierung ausgereizt

Dazu komme, dass Regierungen und Zentralbanken heute nicht mehr so stark eingreifen könnten wie vor drei Jahren, meinte Scheiblecker: "Der Spielraum ist heute weitgehend ausgereizt." Der Leitzins der Zentralbanken liegt entweder nach wie vor an der Nullprozent-Linie (USA, Japan) oder auf geringem Niveau (Eurozone). Und die Staaten hätten schon bei der Bekämpfung der letzten Krise bereits stark aufgeschuldet.

"Die Konjunktur in der österreichischen Sachgütererzeugung kühlt zunehmend ab", schreibt das Wifo in seiner jüngsten Konjunkturumfrage von Ende August. Die Produktionserwartungen seien unter dem Strich zwar noch positiv, dies aber nur knapp. "Bei der Einschätzung der Geschäftslageentwicklung in den kommenden Monaten überwogen im August zum zweiten Mal in Folge die pessimistischen Erwartungen gegenüber den optimistischen."

Österreich sei im zweien Quartal noch deutlich stärker gewachsen als die anderen Euroländer und die Auftragsbücher seien für die nächsten Monate noch voll, erklärte Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (V). Österreich werde sich im dritten Quartal der internationalen Konjunkturabkühlung wegen der "der volatilen Finanzmärkte und der Staatsschuldenkrisen wohl nicht entziehen können". Österreich müsse verstärkt Exportländer außerhalb der EU erschließen und die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen forcieren. (APA)