Bild nicht mehr verfügbar.

Österreich stützt sich unter anderem auf die Scorerqualitäten von Diagonalangreifer Thomas Zass.

Foto: APA/Fohringer

Wien - "Nicht über Ergebnisse reden, sondern über Handlungen." Das ist seit eineinhalb Jahren, seit er Österreichs Volleyballer trainiert, die Devise von Michael Warm. Ab heute, Samstag, allerdings geht's um Ergebnisse. Bei der EM, für die Österreich als Veranstalter qualifiziert ist, aber ansonsten niemals qualifiziert wäre, warten der Reihe nach Slowenien (Samstag, 15.30, ORF 1), die Türkei (Sonntag, 20.10, ORF Sport Plus) und Serbien (Montag, 20.10, ORF Sport Plus).

Aus Österreichs Gruppe A, die in der Wiener Stadthalle gespielt wird, steigen wie aus den drei anderen Gruppen (Innsbruck, Prag, Carlsbad) drei Mannschaften auf. Die Gruppensieger stehen im Viertelfinale, die Zweiten und Dritten spielen um die weiteren Plätze dort. In einer solchen Playoff-Partie würde es Österreich mit einem Land der Gruppe C zu tun bekommen, die Italien, Frankreich, Belgien und Finnland bilden. Doch so weit sind wir und sind vor allem Österreichs Volleyballer noch lange nicht.

Schlechte Erinnerungen

Schon 1999 gab es in Österreich eine EM. Damals verloren die Österreicher fünfmal 0:3. Nicht nur der spätere Europameister Italien und der spätere EM-Zweite Russland, auch Bulgarien (zweimal) und Frankreich waren viele Nummern zu groß. Österreichs Verbandsboss Peter Kleinmann sagt, ihn habe das Team damals "nicht interessiert" , weil er sich auf seinen Klub konzentrierte. Mittlerweile ist das Interesse da und habe man schon viel erreicht. "Jeder Journalist weiß mittlerweile, dass ein Volleyball kein Ball aus Wolle ist." Damit will sich Kleinmann allerdings nicht zufriedengeben. "Ich möchte, dass Österreich im Volleyball Weltklasse wird."

Die Gastgeber gehen mit dem Vorteil in die EM, in der Stadthalle öfters trainiert und zweimal (gegen Belgien) getestet zu haben. Generell war Teamchef Warm glücklich über die Möglichkeiten, die er hatte. Seit April steht dem Deutschen der Teamkader zur Verfügung. Dennoch ist Österreich als Nummer 73 der Welt gegen Slowenien (39), die Türkei (46) und Serbien (5) nur Außenseiter.

Geplante Überraschungen

Slowenien? "Drei Schritte weiter als wir" , sagt Warm. "Wo die Slowenen stehen, wollen wir in drei Jahren sein. Sie sind sehr geschickt am Ball, überhaupt gibt es in den Nachfolgestaaten Jugoslawiens eine echte Ballsporttradition. Dort ist nicht wie in Österreich die Frage, ob jemand Sport betreibt oder nicht, dort ist die Frage, welchen Sport jemand betreibt." Das erste Turnierspiel ist laut Warm "kaum zu planen" , hier könne vor erhofften 6000 Fans "alles passieren" , der Rahmen reicht von "klare Niederlage" bis "große Überraschung" .

Die Türkei? "Ein sehr emotionales Team" , sagt Warm, "mit hohen Schwankungen in seiner Leistung. Schwankungen auch nach unten. Wichtig für uns wird sein, dass wir die Emotionen nicht mitgehen. Wir müssen konstant bleiben, geduldig bleiben, wir werden unsere Chancen bekommen. In einem solchen Spiel darf man nicht enttäuscht sein, wenn der Gegner eine Zeitlang einen Lauf hat." Es ist kein Zufall, dass Österreich den Rhythmus der ersten EM-Partien oft simulierte. Erster Test am Nachmittag des ersten, zweiter Test am Abend des zweiten Tages. Warm: "Meistens waren wir in der zweiten Partie beträchtlich stärker als in der ersten. Auch das kam nicht von ungefähr."

Serbien? Mit diesem Gegner hat sich Warm, hat sich auch das Team am wenigsten beschäftigt. Wäre aus österreichischer Sicht das dritte Spiel noch entscheidend, so wären die Chancen minimal. Die Serben als Nummer fünf der Welt zählen jedenfalls zu den Medaillenanwärtern.

Ansonsten sind vor allem Russland, der weltweit Zweite hinter Brasilien, und Italien, Vierter hinter den USA, zu beachten. Titelverteidiger ist aber Polen, auch das mag Österreichs Hoffnung nähren, dass die Tagesform mehr als die Papierform zählt. (Fritz Neumann, DER STANDARD Printausgabe,10./11. September 2011)