DER STANDARD-
Schwerpunktausgabe 9/11

Foto:

Wien - Am Thema 9/11 haben sich Heerscharen von (Sachbuch-) Autoren abgearbeitet: Unter dem Stichwort "9/11" spucken die Buchabteilungen von amazon.com bzw. amazon.de jeweils zigtausende Resultate aus. Angesichts dieser unüberschaubaren Fülle ist es schwierig, von den "besten" Büchern, die sich mit den Terroranschlägen beschäftigen, zu sprechen. Wohl aber gibt es etliche, die sich inzwischen als Standardwerke etabliert haben und die sich auch Jahre nach ihrem ersten Erscheinen noch mit großem Gewinn lesen lassen.

Lawrence Wright wurde für sein 2006 in den USA, 2007 auf Deutsch erschienenes Buch Der Tod wird Euch finden. Al-Kaida und der Weg zum 11. September mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet. Die Darstellung des NewYorker-Autors setzt mit der Geschichte der Muslimbrüder in Ägypten ein (siehe dazu auch den ALBUM-Aufmacher von Gudrun Harrer) und verfolgt die Geschichte der 9/11-Ränkeschmiede von Al-Kaida bis zu dem fatalen Septembertag 2001 herauf. In seiner akribisch recherchierten und spannend geschilderten Chronik legt Wright auch großes Augenmerk auf die erbitterten Konkurrenzkämpfe zwischen FBI und CIA.

Der Spiegel war gleich nach 9/11 vom Ehrgeiz beseelt, sein gesamtes Recherchepotenzial auszuspielen. Dem 2002 erschienenen, von Stefan Aust und Cordt Schnibben herausgegebenen Band 11. September. Geschichte eines Terrorangriffs merkt man zwar in Details die Hast an, unter der er zustande kam, als großangelegte Momentaufnahme dessen, was sich an dem fatalen Tag abspielte, beeindruckt er aber noch immer.

Mehr Zeit als die Spiegel-Rechercheure ließ sich die 2002 vom Kongress und Präsident George W. Bush eingesetzte überparteiliche amerikanische 9/11-Kommission, die unter der Leitung von je fünf republikanischen und demokratischen Kongressabgeordneten den Hergang der Katastrophe untersuchte. Der Publikation des 9/11 Commission Report im Jahr 2004 ging die systematische Sichtung von mehr als zweieinhalb Millionen Dokumentenseiten voran; mehr als 1200 Menschen wurden von Kongressabgeordneten und ihren Mitarbeitern interviewt.

Obwohl die Verfasser des umfangreichen Bandes, der in den Vereinigten Staaten monatelang die Sachbuchbestsellerlisten anführte, einiges daran setzten, die "Objektivität" ihrer Erkenntnisse zu unterstreichen (weit über hundert Seiten Quellenangaben und Anmerkungen in kleinster Schriftgröße), wurden der Kommission von Kritikern manche Akzentsetzungen und Auslassungen vorgeworfen. An Gründlichkeit lässt das Buch freilich wenig zu wünschen übrig. (Christoph Winder/DER STANDARD, Printausgabe, 10./11. 9. 2011)