
Ex-Bewag-Chef Lukits: Zahlen hielten nicht.
Wien - Die burgenländische Elektrizitätsgesellschaft Bewag ist dabei, ihre ausländischen Windkraftprojekte (Internationale Windpower GmbH, IWP) zu versilbern. Die Bewag steckt in Turbulenzen: Die Verträge der Ex-Vorstandsmitglieder Hans Lukits und Josef Münzenrieder wurden aufgelöst, Kooperationen mit Peter Hocheggers Valora bekannt, der Staatsanwalt ermittelt. Die beiden Ex-Manager (Lukits ist nun Geschäftsführer in Hocheggers Sicon) bestreiten die Vorwürfe, es gilt die Unschuldsvermutung. Beide bekämpfen ihren Rauswurf, haben 600.000 Euro eingeklagt.
Die Windkraftprojekte, an deren Entwicklungsgesellschaften Hochegger zum Teil beteiligt war, sind in höchst unterschiedlichen Stadien und müssen deshalb peu à peu verkauft werden.
Eines ist ihnen gemein: Die bilanziellen Ansätze halten nicht. Ende 2010 übergab das Ex-Management dem Aufsichtsrat eine Aufstellung über die rund 40 IWP-Projekte in Bulgarien, Kroatien, Tschechien, Griechenland, Italien, Polen, Slowakei und Ungarn. Laut dieser Liste betrugen die Buchwerte (September 2009) rund 24 Mio. Euro, "die Buchwerte zum Zeitpunkt des geplanten Verkaufs" wurden mit 34,46 Mio. Euro beziffert. Ehrgeizig auch die "geplanten Erlöse" : 57,44 Mio. Euro. Der Gesamtgewinn, der dem Aufsichtsrat vorgerechnet wurde: 29,76 Mio. Euro. Tatsächlich haben die Burgenländer bisher nur ein Projekt verkauft. Ein Aufsichtsratsmitglied: "Die Differenzen zwischen dem, was uns vorgerechnet wurde und den realen Werten sind riesig." Denn: "Die meisten Windkraftprojekte sind tote Hunde" . Und: Daran sei nicht, wie die Ex-Manager argumentierten, die Wirtschaftskrise schuld, sondern Fehlplanungen. Die fünf kroatischen Projekte etwa wurden mit 2,1 Mio. Euro verbucht - tatsächlich stehen noch heute alle Räder mucksmäuschenstill. Nur ein Projekt ist verkaufsreif.
Einer der Ex-Bewag-Chefs soll übrigens mit Hochegger an einem lettischen Windpark beteiligt sein. Der Vorwurf, er habe dafür Bewag-Mitarbeiter beschäftigt, ist einer der Entlassungsgründe. Und: Bewag-Kläger Lukits hat einen Interessenten für das Projekt Negresti in Rumänien an der Hand. Geht es nach der alten Liste, müsste der dafür 8,4 Mio. Euro auf den Tisch legen. (Renate Graber, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 10.9.2011)