Budapest - In Ungarn wollen die regierenden Rechtskonservativen mit unorthodoxen Methoden überschuldete Bürger entlasten. Die Parlamentsfraktion der Fidesz-Partei schlug am Freitag vor, Privathaushalten eine Rückzahlung von Verbindlichkeiten in Euro und Franken zu einem festen Wechselkurs zum Schweizer Franken zu ermöglichen. Sollte der jüngste Vorstoß zur Entlastung der Staatsfinanzen die Zustimmung der Regierung und des Parlaments erhalten, drohen den Banken Beobachtern zufolge massive Einbußen.

Vor der Finanzkrise haben Hunderttausende Ungarn wegen der Währungsvorteile Geld in Schweizer Franken aufgenommen, können die Summen aber wegen des Kursanstiegs der als sicherer Hafen geltenden Währung nicht mehr zurückzahlen.

Nach dem Vorschlag sollen Kreditnehmer das Geld einmalig zu einem Kurs von 180 Forint je Franken und 250 Forint pro Euro zurückzahlen können. Das wäre wesentlich günstiger als der gegenwärtige Kurs: Am Nachmittag wurde der Franke mit 231 Forint beziehungsweise der Euro mit 280 Forint gehandelt. Fidesz-Fraktionschef Janos Lazar sagte, die finanziellen Konsequenzen sollten von den Banken getragen werden. Analysten warnten die Regierung, Finanzinstitute in einer Zeit wachsender Risiken für die europäische Wirtschaft u schwächen. Auch die Landeswährung könnte darunter leiden.

Die Budapester Börse reagierte mit massiven Verlusten auf die Pläne. Der Standardwerte-Index verlor mehr als sechs Prozent. Vor allem Finanztitel gerieten unter die Räder: Die Aktien der OTP Bank brachen mehr als zehn Prozent ein. Die Papiere der FHB fielen mit einem Minus von mehr als fünf Prozent auf den schwächsten Wert seit Mai 2009. (APA)