Auch zehn Jahre nach der Gründung von Wikipedia ist die Arbeit an dem Online-Lexikon nach Ansicht von Wikimedia-Geschäftsführer Pavel Richter noch längst nicht abgeschlossen. In der freien Online-Enzyklopädie gebe es noch viele thematische Lücken, die in den kommenden Jahren geschlossen werden sollten, sagte Richter in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa am Freitag zum Auftakt einer dreitägigen Wikipedia-Konferenz in Nürnberg.
Mode, Kunst und Kultur
Als Beispiel nannte der Chef von Wikimedia Deutschland die Themen "Mode", "Kunst" und "Kultur". "Vor allem bei der Kultur der vergangenen Jahrhunderte gibt es noch Lücken", sagte der Geschäftsführer des Fördervereins, der die Arbeit der Wikipedia-Gemeinschaft unterstützt. Auch das Thema "Qualität" gewinne inzwischen an Bedeutung. Nach der Sturm- und Drangzeit der Anfangsjahre sollte es nun darum gehen, manche Lexikon-Artikel inhaltlich zu vertiefen, sagte Richter.
7.000 aktive Autoren
Dazu seien nicht nur neue Autoren, sondern auch Autoren mit längerem Atem erforderlich. Es kämen zwar fast tägliche neue Wikipedia-Schreiber hinzu. Viele davon hielten aber Wikipedia nicht sehr lange die Stange. "Das ist eine Gefahr für Wikipedia", räumte Richter ein. Nach seiner Schätzung gibt es derzeit rund 7.000 aktive Autoren, die im Monat mindestens fünfmal in der deutschsprachigen Wikipedia aktiv seien. "Die Zahl der Wikipedia-Autoren stagniert seit längerem oder sinkt sogar leicht", räumte Richter ein.
1,3 Millionen lexikalische Artikel
Bei der Autorensuche gibt es nach Richters Einschätzung inzwischen ein strukturelles Problem: "Wir drohen Opfer unseres eigenen Erfolgs zu werden". Angesichts der inzwischen 1,3 Millionen lexikalischer Artikel der deutschen Version der Webseite sei für neue Mitglieder der Wikipedia-Community auf den ersten Blick nicht ersichtlich, wo sie sich noch einbringen könnten. "Wir müssen daher die Lücken stärker sichtbar machen."
WikiCon
Auf dem bis morgen, Sonntag, dauernden Treffen wollen die Kongressteilnehmer in Diskussionsforen über die Weiterentwicklung der Online-Enzyklopädie diskutieren. Am Samstag soll dabei auch erörtert werden, ob Wikipedia-Artikel künftig mit dem richtigen Namen unterzeichnet sein sollten oder weiterhin unter Fantasienamen verfasst werden können. Am Samstagnachmittag will Wikimedia Deutschland erste Ergebnisse einer von ihr gestarteten Umfrage zur Zufriedenheit von Wikipedia-Autoren vorlegen. Zahlreiche Workshops und Seminare begleiten die Veranstaltung. (APA/dpa)