Da war einer ganz bei sich und verkündete mit großer Unaufgeregtheit aufregend Großes: Karlheinz Töchterle, der Leise unter den Lauten, der Zurückhaltende unter den Exponiersüchtigen, der "Gast" auf einem ÖVP-Ticket, der leiderprobte Rektor auf der Ministerbank, hat Finanzministerin Maria Fekter für 2013 bis 2015 "aller Voraussicht nach" eine Hochschulmilliarde abgerungen.
Das wäre ein Riesenschritt in der Hochschulpolitik, der zumindest die existenziell notwendige Absicherung gegen den ungebremsten Absturz im internationalen Vergleich bedeuten würde. Darauf ließe sich auf- und ausbauen. Eine Milliarde Euro auf drei Jahre entspräche dem, was die Uni-Rektoren seit Jahren als Akutinfusion fordern.
Würde Töchterle nicht tatsächlich beste Chancen sehen oder Zusagen haben, dürfte er so eine großsprecherische Ansage nicht machen. Es sei denn, er arbeitet an seiner politischen Selbstauslöschung, aber dann wäre auch die Regierung endgültig als unipolitische Leerstelle desavouiert.
Der "Brückenbauer" (lat. Pontifex), als der sich der Latinist Töchterle stilisiert, hat offenbar eine besonders wichtige zur Finanzministerin (und ihrer Partei, die nicht seine ist) erfolgreich gebaut. Die zum Koalitionspartner SPÖ wird Schwerarbeit, ist aber unumgänglich, weil Geld allein nicht reicht. Die Unis sind keine Inseln in der Gesellschaft. Uni-Politik betrifft alle. Es geht um die Brücke in die Zukunft. Wer sollte die bauen, wenn nicht eine Regierung? (STANDARD-Printausgabe, 12.9.2011)