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Ludwig Adamovich mahnte zur Eröffnung des Brucknerfests zur Einsicht.

Foto: APA/RUBRA

Linz - Das Linzer Brucknerfest 2011 ist am Sonntag nach einer Gedenkminute für die Opfer von 9/11 von Bundespräsident Heinz Fischer eröffnet worden. Festredner Ludwig Adamovich, ehemaliger Präsident des Verfassungsgerichtshofes, warnte in seiner Ansprache vor Populismus. Er appellierte, die Grundrechte zu wahren und einen respektvollen Umgang mit politischen Gegnern zu pflegen. Das künstlerische Programm beginnt am Abend mit der klassischen Klangwolke im Donaupark.

Populisten und Demagogen würden empirisch nachweisbare gesellschaftliche Phänomene ins Groteske verzerren, indem sie Feindbilder schaffen wie "die Ausländer" oder "die EU", warnte Adamovich. Dazu würden Identifikationsmöglichkeiten wie "die Braven" oder "der kleine Mann" angeboten. Die Demokratie folge aber nicht allein dem Diktat der Mehrheit. Laut österreichischer Verfassung müssen daneben Rechtsstaatlichkeit und die Grundrechte gewahrt werden. "Wir können nur darauf hoffen, dass sich diese Einsicht allgemein durchsetzen wird."

Mündige, gebildete Bürger gebraucht

Es sei nicht zulässig, die Staatsform auf die Instrumente der direkten Demokratie zu reduzieren, denn diese seien stark von "Stimmungsmache" abhängig, führte Adamovich aus. "Auch die Demokratie braucht Autorität, Verantwortung und Anstand. Mit all dem ist es aber schlecht bestellt." Um das zu erkennen genüge ein Blick in die Tagespresse. Demokratische Autorität sei nicht Autorität um ihrer selbst willen, sondern müsse auf Inhalten gründen.

Demokratie brauche mündige Bürger, so Adamovich weiter. Die öffentliche Meinung müsse über die Wahrung ethischer Grundwerte wachen. Das Rüstzeug dafür sieht er in Bildung. Allerdings seien die Aktivitäten hier derzeit mehr als dürftig. "Und so besteht die Gefahr, dass mangels Übereinstimmung in Bildungsfragen die Demokratie sich zur Herrschaft der Lauten und Aggressiven entwickelt", warnte er.

Das Programm

Das Eröffnungskonzert mit Werken von Jean Sibelius, Leonard Bernstein und Antonin Dvorak, das als Klassische Klangwolke aus dem Konzertsaal in den Donaupark übertragen wird, bestreiten dieses Jahr die Filarmonica della Scala unter Daniel Harding und der Geiger Julian Rachlin. Weitere Highlights des Festivals, das noch bis 7. Oktober dauert, sind unter anderem eine Jazzversion von Bruckners 8. Symphonie (18. September) sowie ein Arienabend mit Cecilia Bartoli (7. Oktober). (APA)