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Ägyptische Demonstranten beim Sturmangriff auf die Schutzmauer vor der israelischen Botschaft in Kairo.
Nach der gewaltsamen Erstürmung der israelischen Botschaft in Kairo durch Demonstranten zeigen sich beide Länder um eine Entschärfung des Konflikts bemüht.
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Die ägyptischen Militärmachthaber kündigten am Wochenende an, die Verantwortlichen des Sturmes auf die israelische Botschaft vor ein Staatssicherheitsgericht zu stellen und schnell zu verurteilen. Tausende Demonstranten hatten am Freitag vor dem Botschaftsgebäude in Kairo randaliert, eine kleinere Gruppe stürmte das Hochhaus. Die Randalierer richteten schweren Schaden an, rissen eine Schutzmauer nieder, verbrannten die israelische Flagge und riefen Parolen gegen den jüdischen Staat. Der israelische Botschafter wurde von der ägyptischen Luftwaffe ausgeflogen.
Bei Zusammenstößen zwischen ägyptischen Sicherheitskräften und Demonstranten kamen nach offiziellen Angaben drei Menschen ums Leben. Mehr als tausend wurden demnach verletzt. Die Krawalle stürzten die ägyptische Übergangsregierung in die schwerste Krise seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Hosni Mubarak im Februar. Ministerpräsident Essam Scharaf bot als Reaktion seinen Rücktritt an, was dem staatlichen Fernsehen zufolge vom Militärrat aber abgelehnt wurde. Die Militärmachthaber stehen unter Druck, baldige Wahlen abzuhalten.
Im Nahostkonflikt steht die ägyptische Bevölkerung mehrheitlich auf der Seite der Palästinenser, auch wenn es zwischen dem arabischen Land und Israel seit 1979 einen Friedensvertrag gibt. Seitdem erhalten die ägyptischen Streitkräfte Milliardenhilfe aus den USA. Die US-Regierung forderte Ägypten auf, die Botschaft zu schützen. Pentagon-Chef Leon Panetta hatte den Chef des ägyptischen Militärrats, Mohamed Tantawi, erst nach zweistündigen Versuchen ans Telefon bekommen. Seit dem Sturz Mubaraks fordern viele Ägypter einen Bruch mit Israel.
Bei der Erstürmung der Botschaft am Freitagabend spielten sich dramatische Szenen ab. Während die meisten Botschaftsangestellten noch ausgeflogen werden konnten, war für sechs Sicherheitsleute der diplomatischen Vertretung der Rückzugsweg versperrt. Spezialkräfte der ägyptischen Armee schleusten die Mitarbeiter schließlich aus dem Gebäude (siehe Artikel links).
Ein Auslöser der Ausschreitungen in Kairo war die versehentliche Tötung von fünf ägyptischen Soldaten während eines Schusswechsels israelischer Sicherheitskräfte mit palästinensischen Attentätern nahe der südisraelischen Stadt Eilat. Die Extremisten hatten bei ihrem Feuerüberfall aus Ägypten kommend an der Grenze acht Israelis getötet, die auf dem Weg ins Wochenende waren.
EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton nahm in einer Erklärung Ägyptens Führung in die Pflicht: "Wir vertrauen darauf, dass dieser bedauerliche Vorfall ein einmaliges Ereignis war und die Behörden die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um die Situation zu normalisieren." (Reuters, dpa, red/DER STANDARD, Printausgabe, 12.9.2011)