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Gedenken in Japan
Tokio - Sechs Monate nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima ist aus dem einst atomkraftfreundlichen Japan ein Land von Kernenergie-Gegnern geworden. Zwei Drittel aller Kommunen wollen keine neuen Atomkraftwerke, geht aus einer am Sonntag von der Nachrichtenagentur Kyodo veröffentlichten Umfrage hervor. 27 Prozent der Gemeindevorsteher sprachen sich dafür aus, existierende Atommeiler früher vom Netz zu nehmen. Nur 17 Prozent der Befragten würden den Bau neuer Kraftwerke in ihren Gemeinden erlauben - und auch dann nur mit verbesserten Sicherheitsmaßnahmen.
Am 11. März war das Kernkraftwerk Fukushima von einem Erdbeben und dem darauf folgenden Tsunami zerstört worden, radioaktives Material gelangte in die Umwelt. Am Freitag kündigte die Regierung in Tokio ein 220-Milliarden-Yen-Budget (2 Milliarden Euro) für die Dekontaminierung der Umgebung von Fukushima an.
Solarkraftwerke bevorzugt
Die Maßnahmen der Regierung nach dem Strahlenunfall wurden von 88 Prozent der befragten Gemeindevorsteher kritisiert. Die japanischen Lokalpolitiker wollen mehr Mitsprache bei Atomangelegenheiten. Auch Nachbargemeinden sollen mitentscheiden, wenn es um den Neubau von Atomkraftwerken oder die Wiederinbetriebnahme von Reaktoren geht. 47 Prozent der Befragten sind statt an neuen Atommeilern an der Ansiedelung von Solarkraftwerken interessiert.
Am Sonntagnachmittag (Ortszeit) gedachte Japan der Opfer. 15 781 Menschen starben bei Beben und Tsunami, 4086 gelten als vermisst, erklärte die nationale Polizeibehörde am Samstag. Die Schäden der Katastrophe belaufen sich auf etwa 160 Milliarden Euro. Etwa 82 000 Menschen wurden aus der Region herausgeholt, 6800 von ihnen leben immer noch in Notunterkünften. Viele Opfer machen die Regierung für Verzögerungen verantwortlich. (APA)