Wien - Die börsenotierte Vienna Insurance Group (VIG) hat Ärger mit Kleinaktionären ihrer rumänischen Tochter Asirom. Seit Monaten machen mehrere Ex-Mitarbeiter des Konzerns mobil, decken das VIG-Management mit E-Mails ein und gehen über Medien an die Öffentlichkeit. VIG-Generaldirektor Günter Geyer wies am Sonntag Vorwürfe zurück, dass die den Kleinaktionären der Asirom angebotene Abfindung zu gering gewesen sei. Immerhin habe ein Sechstel der früheren Aktionäre das Pflichtangebot angenommen und nur ein Prozent nicht. Die VIG hält 99 Prozent an der Asirom.
Die VIG lasse sich nicht zwingen, das restliche Prozent an der Asirom ebenfalls zu erwerben, betonte Geyer. Die Gesellschaft sei bereits von der Börse genommen, und es sei kein weiteres Angebot an die verbliebenen Anteilseigner geplant. Den beiden Ex-Mitarbeitern der VIG, die hinter dem E-Mail-Verkehr und den Medienkampagnen stehen - Werner Bolek und Anda-Luiza Pricop - wirft der Konzernchef vor, sie würden mit unrichtigen Argumenten arbeiten und versuchen, die übrigen Kleinaktionäre für ihre Interessen einzuspannen. Hintergrund des Konflikts ist auch eine offene Spesenforderung von Bolek an die VIG, der in Rumänien im Vertriebsbereich tätig war, seine Kollegin in Wien im Controlling für Rumänien. Dies geht auch aus einem Artikel im neuen "profil" hervor, im Juli hatte der "Falter" berichtet.
Bolek behauptete am Sonntag, das damalige Angebot der VIG an die Asirom-Kleinaktionäre sei auch deswegen so niedrig ausgefallen, da ein Teil der Kaufsumme, die der österreichische Versicherungskonzern für den Erwerb in Rumänien locker gemacht hatte, über zypriotische Spezialgesellschaften gelaufen und damit nicht offiziell aufgeschienen sei. Dies habe die Bewertung beim Pflichtoffert gedrückt. VIG-Chef Geyer stellt das in Abrede: Ja, die VIG habe auch Gesellschaften in Zypern erworben; das habe aber nichts mit Asirom zu tun gehabt.
Genau das stellt Bolek in Abrede. Er bezichtigt Geyer in einem am Sonntag an derStandard.at versendeten Schreiben der "Unwahrheit", vier zypriotische Firmen im Eigentum der VIG hätten "bei der Übernahme durch die VIG ein Paket der ASIROM gekauft", heißt es weiter. Doch Geyer bleibt dabei: Das Pflichtangebot an die Asirom-Aktionäre sei ordnungsgemäß unter Einhaltung der Gesetze und unter Einbindung der rumänische Behörden erfolgt. Im Sommer 2007 hatte die VIG die ersten 30 Prozent an Asirom erworben und noch im selben Jahr auf über 50 Prozent aufgestockt. Schon kurz darauf, Anfang 2008, hielt sie 98,5 Prozent. Neben der Asirom ist die VIG in Rumänien auch mit der Omniasig sowie der BCR Leben und BCR Sach vertreten.
Da es in Sachen Asirom nichts gebe, was sich die VIG vorzuwerfen habe, werde man in dieser Frage "sicher nicht nachgeben", bekräftigt Geyer, "auch wenn Herr Bolek glaubt, er kann uns zwingen, weitere Aktien zu kaufen". Bolek und Pricop handeln nicht aus purem Altruismus, so das "profil". Die beiden haben dem Magazin zufolge ein "ungewöhnliches Geschäftsmodell" entwickelt, um sich ihren Zeit- und Arbeitsaufwand für die Vertretung der Kleinaktionärsinteressen von diesen abgelten zu lassen. Ihnen sollen 10 Prozent vom Rückkaufpreis als Provision vorschweben, schreibt das Magazin. Laut Bolek sind etwa 10 Mio. Asirom-Aktien im Streubesitz, als angemessenen Kaufpreis sieht er 25 Eurocent je Aktie an; in diesem Fall blieben dann 250.000 Euro Provision. Auch gegenüber der APA verhehlte Bolek am Sonntag nicht, dass es um ein, wie er sagt, "finanzielles Motiv" geht: "Wir tun es sicher nicht aus Rache, da ist uns die Zeit zu schade." (APA/red)