Es fällt mir heute zum ersten Mal auf - dabei hätte ich es schon immer sehen können - denn es ist nichts anders als sonst. Zonko sitzt mir im Kaffeehaus gegenüber, zieht an seinem „Hamster", wie Reitwagler seine Pfeife nennen, und philosophiert so vor sich hin. Nur heute, heute wirkt er wie ein Literat nicht wie der Chefredakteur von Österreichs auffälligster Motorradzeitschrift „Reitwagen".
Heute sitzt mir Zonko aber sowieso als Buchautor gegenüber, also passt das. Vor ihm, der eigentlich Fritz Triendl heißt - obwohl ihn niemand so nennt - und der ein Gstudierter ist, liegt sein neues Buch „Zonko auf Monden". Dessen blauen Umschlag ziert ein großer Mond und eine Harley, auf deren einziger Lenkerhälfte ein Vogel sitzt.
Zonko trifft Hugo von Hofmannsthal
"Wir wandeln stets auf Perlen, staubbedeckt, bis ihren Glanz des Zufalls Strahl erweckt", zitiert er Hugo von Hofmannsthal. "Der Satz hat mich vor 25 Jahren, als ich noch Theaterwissenschaften und Philosophie studierte, fasziniert. Mein Gedanke dazu war: Man muss einfach auf den Mond hinauf, dort den Sand wegsaugen, und darunter ist sicher eine ganz irre Welt", erzählt Zonko, während er den Hamster nachstopft. Nur zum Schreiben des Buches, nach dieser Idee, hatte er keine Zeit. "Irgendwann habe ich einen alten Journalisten getroffen, der mich fragte, ob ich das Buch schon geschrieben hätte. Ich sagte nein, und er erklärte mir daraufhin ,Dann machst du es auch nie mehr - ich habe meines auch nie geschrieben.‘ Das will ich aber nicht, hab ich mir gedacht, dass das Buch nicht geschrieben wird, nur weil ich so viel zu tun habe. Ich habe es in vier Jahren jeweils im Juli und Dezember, wenn es bei uns ein bisschen ruhiger ist, geschrieben", sagt Zonko nicht ohne Stolz.
Zu diesem Namen kam er übrigens, weil er bei einem Computerspiel, um mitgambeln zu können, erst seinen Namen eingeben musste. "Da hab ich dann Zonko reingetippt und mich irrsinnig abgehaut. Meine Frau hat es total schrecklich gefunden. Ich hab damals schon immer auf meine Frau gehört - nur der Name hat mir so getaugt. Als ich dann 1996 beim Reitwagen angefangen habe, meine Kolumne zu schreiben, nannte ich sie ,Zonkos Erfahrungen‘ und fand den Titel Weltklasse. Dann hat es nicht mehr lange gedauert, bis die Leute vergessen haben, dass ich Fritz heiße, und inzwischen war ich auch auf dem Mond."
Kieberersohn und Polizeischreck
Dabei, dass es soweit kommt, war nicht vorauszusehen. Zonko als Sohn eines Gendarmen, wechselt die Seite und wird erbarmungsloser Motorradjournalist, nach dem Motto „siegen, stürzen oder Defekt vortäuschen". "Ich hab immer zu meinem Vater aufgesehen. Als Kind war das irrsinnig leiwand, wenn er mit der schwarzen Gendarmerie-Puch, oder später mit der Bayrischen gekommen ist. Die schwarze Lederjacke, die Stiefel und das weiße Reindl, das sie als Helm getragen haben. Unglaublich, nach einem Sturz hast das Hirn im Ledersackl getragen. Aber von daher habe ich von Anfang an keine schlechte Beziehung zu Gendarmen oder der Polizei gehabt. Und ich glaube, mein Vater ist ein besonders Netter gewesen. Er war bei der Gendarmerie-Musik - ein riesen Kerl mit der Basstuba. Beeindruckend."
Das Verhältnis zur Exekutive hat sich mit der Zeit aber für Momente geändert - etwa als sie dem Zonko und dem Bravo Maxa bei einem Ausflug mit vier Supersportlern nach Italien den Schein zupfen. "Ein schwarzer Volvo hat uns auf einmal bedrängt, und ich hab leicht das Tempo angezogen, um die wahnsinnige Schüssel loszuwerden. Aber in den Tunneln, wo wir Hundert gefahren sind, ist die Dose wieder nähergekommen. Im Endeffekt waren es Zivile mit Video an Bord. Wir haben die unglaubliche Predigt ausgefasst. Und als wir tags darauf von Italien zurück raufkamen, stand schon in der Kleinen Zeitung: ,Privatrennen auf der A2‘. Dabei, wenn wir ein Rennen gefahren wären, hätte die Geschichte anders ausgeschaut."
Mit der Chopper auf den Mond
Auf den Mond fährt Zonko aber mit einer Chopper. "Als ich zum Reitwagen gekommen bin, wenn du da einen Chopper gefahren bist, kriegst einen Betonring um die Füß und runter in die Salza. Mir hat das Chopperfahren aber getaugt. Die Grundidee des Motorradfahrens: sich auf etwas Schweres, aus Eisen draufhocken und einfach nur fahren - das hat mir getaugt. Und ich fahre heute noch gerne Harley. Darum fahre ich damit auch auf den Mond und suche den Glanz der Perle unter dem Staub."