Zehn Jahre nach den Anschlägen vom 11. September in New York haben sich viele der Informationsplattform Wikipedia zugewandt, um mehr über das dramatische Ereignis vom Jahr 2001 zu erfahren. Knapp zwei Millionen Page Views verzeichnete der englischsprachige Artikel "September 11 Attacks" vergangenen September - versehen mit 285 Fußnoten. In diesem September wurde die Seite etwa sechs Millionen Mal angeklickt.
Gefälschte Videos
Gleichzeitig haben sich die Leser auch über die unterschiedlichsten Verschwörungstheorien rund um 9/11 informiert. Der Artikel behandelt - ähnlich ausführlich mit 285 Fußnoten - gefälschtes (Film-)Material und Behauptungen, wonach die Anschläge ein angebliches Regierungsverbrechen gewesen seien oder von der US-Regierung und des Geheimdienstes zugelassen wurden. Mit 400.000 Seitenklicks im September 2010, wurde die Seite in diesem Jahr eine Million Mal angesehen.
Wikipedia-Policy
Auf der Seite über die Anschläge des 11. September werden diese Theorien nicht erwähnt. Sie kommen in einer Reihe von Artikeln vor, werden auf der Hauptseite nur am Rand behandelt. Das liegt weniger einem Zufall als der Wikipedia-Policy zugrunde, wenn es ein emotionsgeladenes Thema wie die Tower-Anschläge betrifft.
Nicht verantwortlich
"Auch viele unserer Kritiker würden widersprechen, dass wir dafür verantwortlich sind", sagt Ira Brad Matetsky, Anwalt und Mitglied des Schlichtungsausschusses, der sich Streitigkeiten rund um die Bearbeitung von Artikeln widmet, berichtet die New York Times.
Phänomen
In den vergangenen zehn Jahren hat Wikipedia eine Reihe von Regeln und Standards hervorgebracht, darunter den 17-Mitglieder starken Schlichtungsausschuss. Dieser hat im Jahr 2008 entschieden, die Verschwörungstheorien aus dem Artikel zu den Anschlägen zu entfernen. Seitdem ist eine Diskussion darüber entbrannt, denn sie sind ein weit verbreitetes Phänomen. Auch jene, die nicht an die Verschwörungstheorien glauben, sagen, dass sie Teil der 11.-September-Geschichte sind.
Streisand Effekt
Immer wieder kommt es zu Versuchen, neue Einträge zu besagten Theorien im Artikel zu den Anschlägen zu verhindern. Die Folge ist allerdings ein Phänomen, das als "Streisand Effekt" bezeichnet wird: Wenn durch den Versuch, eine Information zu unterdrücken, das Gegenteil erreicht wird - nämlich die Information Aufmerksam erregt. Benannt nach Barbara Streisands erfolglosem Versuch vor Gericht gegen die Veröffentlichung einer Luftaufnahme ihres Anwesens im Internet vorzugehen. (ez)