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Josef Ratzinger, mittlerweile Benedikt 16., bei der Generalaudienz am Petersplatz in der vergangenen Woche

Foto: EPA/OSSERVATORE ROMANO

Berlin - Auf Joseph Ratzinger, den heutigen Papst Benedikt XVI., hat der Inlandsgeheimdienst der DDR offenbar zahlreiche Spitzel angesetzt. Schon bei einem Besuch in Thüringen im Jahr 1974 interessierte sich die Stasi für den damaligen Theologieprofessor, wie der "Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) Thüringen" am Sonntagabend laut Kathpress berichtete.

Damals habe der DDR-Geheimdienst jedoch keine geeigneten Informanten gehabt. Mit wachsender Bedeutung Ratzingers, der 1977 zum Erzbischof von München und Freising und zum Kardinal ernannt wurde, habe jedoch die Auslandsabteilung der Staatssicherheit die Beobachtung übernommen und mindestens ein Dutzend Inoffizielle Mitarbeiter (IM) auf ihn angesetzt.

So gaben laut MDR zwei DDR-Universitätsprofessoren Berichte über Ratzinger ab. Auch in den Dienstgesprächen mit zwei Generalsekretären der damaligen Berliner Bischofskonferenz der katholischen ostdeutschen Bischöfe wurden Erkundigungen eingezogen. Unter den Spitzeln in Westdeutschland waren ein Benediktinerpater aus Trier und mehrere Journalisten.

Nach MDR-Recherchen gibt es auf mehreren hundert Seiten Informationen des Ministeriums für Staatssicherheit über Joseph Ratzinger, die allerdings wenig aussagekräftig seien. Die einzelnen Berichte seien fast vollständig gelöscht worden. Erhalten seien nur registerartige Karteien mit grundlegenden Informationen über Autor und Anlass der Informationssammlung.

Die "Bild am Sonntag" hatte bereits im Oktober 2005, wenige Monate nach der Papstwahl Ratzingers, Einsicht in die Unterlagen genommen und von der Bespitzelung des Theologieprofessors und späteren Kardinals durch die Stasi berichtet. Die deutsche Behörde für die Stasi-Unterlagen bestätigte damals die Beobachtung Ratzingers durch die DDR-Staatssicherheit. So habe die Stasi nach belastenden Dokumenten zur Jugend des 1927 geborenen Theologen in der NS-Zeit gesucht, solche allerdings nicht gefunden. Ratzinger sei damals als "einer der schärfsten Gegner der Kommunismus" betrachtet worden. (APA)